RM_T_0026 Ae 3/6 III 10264 (Dokument)

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Signatur:RM_T_0026
Signatur Archivplan:RM_T_0026
Archivalienart:Fahrzeug
Titel:Ae 3/6 III 10264
Zusatzbezeichnung:Mittlere Sécheron
Fahrzeugnr.(aktuell):91 85 43-01 264-8 (in Betrieb)
Fahrzeugtyp:Triebfahrzeug Streckenlokomotive
Bauart:Elektrisch (Fahrleitung)
Betriebsbereitschaft:I Betriebsfähig
Typenbild:
Baujahr:1926
Betriebszeitraum:1926 - ca. 1980
Hersteller:Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik SLM / Societé Anonyme des Atéliers de Sécheron SAAS
Fahrzeugstandort:Depot Saint-Maurice
Wissenswert:Die Ae 3/6 ist eine Lok einer kleinen Serie von 11 Exemplaren, die von 1925-1980 vorwiegend in der Westschweiz im Einsatz stand. Die Ae 3/6 III basiert technisch auf der Ae 3/5, erhielt aber zur Verbesserung der Laufeigenschaften eine zusätzliche Laufachse.
Informationen zur Fahrzeugfamilie/Fahrzeugserie:Mit der rasch voranschreitenden Elektrifizierung des schweizerischen Schienennetzes im frühen 20. Jahrhundert benötigte die SBB dringend leistungsfähige Elektrolokomotiven für die schwere Zugförderung, aber auch Loks für den leichten Schnellzugsdienst im Flachland.
Die ersten Elektroloks der SBB waren zunächst von 1906-1908 in einem Versuchsbetrieb der Brown, Boveri & Cie. BBC auf der Simplon-Bergstrecke im Einsatz. 1908 wurden die Loks von der SBB übernommen. Sie waren noch für die später nicht weiter verfolgte Drehstromantrieb-Technik mit zwei parallelen Fahrdrähten ausgelegt. Ab den 1920er-Jahren nahm bei der SBB die Einführung von Elektroloks in der heute noch verwendeten Einphasen-Wechselstromtechnik mit der Elektrifizierung der Gotthardstrecke so richtig Fahrt auf.
Frühe Elektroloks wurden - wie die Dampflokomotiven - mit Stanganantrieben gebaut, beispielsweise das bekannte "Krokodil". Schon bald aber setzten sich Elektroloks mit Einzelradantrieb ohne Triebstangen durch, deren Wartungsaufwand geringer war.
Bis etwa 1928 wurden die E-Loks der SBB braun, ab dann tannengrün lackiert. Teilweise wurden die Lokomotiven später umlackiert. Ab 1984 verwendet die SBB für elektrische Drehgestell-Lokomotiven rote Farbe.


Die Ae 3/6 III 10264 aus der Serie Ae 3/6 III 10261–10271 (11 Loks):

Die Serie wurde 1925 und 1926 beschafft. Die Loks dieser Serie stellen eine Weiterentwicklung der Ae 3/5 dar und verwenden sehr viele gleiche Baugruppen und weisen auch vergleichbare Leistungsmerkmale auf.
Die schlechten Laufeigenschaften der sehr kurzen Ae 3/5 sollten durch eine zusätzliche Laufachse verbessert werden. Der neue Lok-Typ hat entsprechend einen um rund 1,4 m längeren Kasten. Die Erwartungen nach deutlich verbesserten Laufeigenschaften und besserer Kurverngängigkeit wurden allerdings nicht erfüllt. Die Maximalgeschwindigkeit wurde daher auf 90 km/h beschränkt.
Die SAAS verbaute auch bei diesem Loktyp die stangenlosen Westinghouse-Einzelradantriebe, für die die SAAS von der amerikanischen Westinghouse Electric Corporation eine Lizenz für die Schweiz erworben hatte. Denselben Antriebstyp verwendete die SAAS auch für die Be 4/7 und die Ae 3/5.
Ursprünglich besassen die Ae 3/6 III Stirnwandtüren sowie Handgriffe und Übergangsbleche für den Zugang zum Zug oder der zweiten Lok bei einer Doppeltraktion.

Zunächst wurden die Ae 3/6 III in der Westschweiz auf den neu elektrifizierten Strecken in Personen- und Güterzügen eingesetzt, vereinzelt auch in Schnellzügen nach Genf oder Zürich. In den 1930er-Jahren wurden die Ae 3/6 III nach Bern verlegt und sie leisteten dort viele Jahre ihren Dienst in lokalen Personen- und Güterzügen im Jura und im Emmental, zusammen mit den Ae 3/5. In den 1970er-Jahren wurden die Ae 3/6 III sukzessiv ausrangiert, die letzte Ae 3/6 III 10266 führte im Oktober 1980 letztmals einen Zug nach Yverdon, um dort der Ae 3/6 III 10264 als Ersatzteilspender zu dienen.
Fahrzeugchronik:1925 Ablieferung des Prototyps der Ae 3/6 III mit der Nummer 10261.
1925 Bestellung von 10 weiteren Ae 3/6 III Nr. 10262-10271 durch SBB. Ablieferung dieser Serie von Dezember 1925 bis August 1926
1926 Inbetriebsetzung der Ae 3/6 III 10264 (SLM Fabrik-Nr. 3061, SAAS Fabrik-Nr. 700008)
1926 - 1937 Depot Lausanne
1935 Umbau der Laufradabstützung. Dadurch merkliche Verbesserung der Laufeigenschaften und Erhöhung der Maximalgeschwindigkeit von 90 auf 100 km/h
1937 - 1982 Depot Bern
1938 - 1948 Verwendung der Lok Ae 3/6 10264 zur Erprobung des später in der BLS Ae 4/4 (251) eingesetzten Scheibenantriebs
1982 Als historisches Triebfahrzeug klassiert. Betreuung durch «L'Association 10264», Depot Lausanne. Als Museumslok bei guter Witterung sporadische Einsätze.
2001 Übergabe von SBB an SBB Historic.
Veröffentlichungen:[Thomas Estler, Heinz Sigrist: Die SBB-Loks Typ Sécheron, Be 4/7, Ae 3/5, Ae 3/6 III. Edition Lan, Bäretswil. 2014. ISBN 978-3-906691-70-1]

Sammlungskontext

Besitzverhältnis:Eigentum
Eigentümer:SBB Historic
Leihnehmer:Association Team des Locomotives CFF Historiques de Lausanne
Betreuer:Association Team des Locomotives CFF Historiques de Lausanne

Masse und Gewichte

Länge über Puffer [mm]:13700
Breite [mm]:2950
Höhe [mm]:4540
Bezugslinie (Lichtraumprofil):EBV 1
Geschwindigkeit max. vorwärts/ rückwärts [km/h]:90 / 90 (Ab 1935 100/100 km/h; gegen Ende des 2. Weltkriegs vorübergehend Reduktion auf 75 km/h wegen fehlendem Ersatzmaterial; anschliessend Erhöhung auf wieder 90/90 km/h )
Dienstgewicht [t]:89,4
Grösste Achslast [t]:18,5
Reibungsgewicht [t]:55,0
Meterlast [t/m]:6,5

Antrieb

Antriebsart:Elektrisch; 3 Triebachsen mit jeweils darüber liegendem Einphasen-Wechselstrom-Doppelmotor (= Zwillingsmotor mit 2 Motoren in einem gemeinsamen Gehäuse), geamthaft 6 Motoren, System Westinghouse; Übersetzungsverhältnis 1:5
Steuerung:Elektropneumatische Hüpfersteuerung
Stundenleistung [kW]:am Rad: 1320 kW (1800 PS) bei v=63 km/h
an der Welle: 3 x 455 kW bei v=63 km/h
Dauerleistung [kW]:am Rad: 1150 kW (1560 PS) bei v=68 km/h
an der Welle: 3 x 400 kW bei v=68 km/h
Anfahrzugkraft [kN]:am Rad: 137 kN (14000 kp)
Stundenzugkraft [kN]:am Rad: 76 kN (7700 kp) bei 63 km/h

Ausstattung

Heizung:Widerstandheizungen und Fusswärmeplatten in jedem Führerstand

Fahrwerk und Bremsen

Anzahl Achsen:6 (3 Triebachsen, 3 Laufachsen)
Max. Achsstand [mm]:10600
Max. innerer Achsstand [mm]:1850
Achsabstand im DG [mm]:2150
Laufkreisdurchmesser [mm]:1610 (Triebrad) / 950 (Laufrad)
Radlagertyp:Gleitlager
Radprofil:SBB 28-3
Automatische Druckluftbremse:Westinghouse W-GP
Direkte Bremse (Regulierbremse):Westinghouse
Elektrische Bremse:Nein
Schleuderbremse:Manuell
Bremsbauart mechanisch:Klotzbremse Guss
Feststellbremse:Spindelbremse
Bremsgewicht [t] / Bremskraft [kN]:G: 59 t / P: 59 t / R: -
Festellbremsgewicht [t] / Bremshaltekraft [kN]:2 x 25 t
Bremsverhältnis [%]:G: 66 / P: 66 / R: -
Hemmschuhe [Anzahl]:4

Technische Ausrüstung und Besonderheiten

Zugheizung:Anschlüsse für Elektroheizung 600 V, 800 V oder 1000 V vorne und hinten
Signalleitung:Vielfachsteuerleitung (Vst): Nein
UIC-Leitung: Nein
Zugbeeinflussung:ZS Integra
ETM-S21
Zugfunk: Nein
Technische Besonderheiten:Die Ae 3/6 III ist eine "verlängerte Ae 3/5": Die mechanische Konstruktion wurde übernommen und die elektrischen Leistungsdaten wurden beibehalten. Durch den Einbau eines Laufachs-Drehgestells erhoffte man sich gegenüber der Ae 3/5 bessere Laufeigenschaften. Eine merkliche Verbesserung trat aber erst mit dem Umbau der Laufachsabstützung ab 1935 ein, so dass die Geschwindigkeit von 90 auf 100 km/h erhöht werden konnte.
Die Ae 3/6 III hatte wie die Ae 3/5 einen Westinghouse-Hohlwellenantrieb.

Das Fahrwerk der Ae 3/6 III ist asymmetrisch aufgebaut. Die Triebachsen sind direkt im Rahmen gelagert, wobei die mittlere Triebachse 2 x 6 Millimeter Seitenspiel hat. Die zwei Laufachsen unter dem Führerstand I sind in einem Laufachsdrehgestell mit einer Auslenkung von max. 2 x 80 mm gelagert, die einzelne Laufachse ist als Adamsachse ausgeführt. Die Adamsachse ist ungebremst, das Laufachsdrehgestell verfügt über eine einfache Bremsanlage, die einseitig auf die Räder wirkt.
Durch Umplatzierung des Trafos über das Laufdrehgestell und Verlängerung des Wagenkastens gegenüber der Ae 3/5 ergaben sich im Maschinenraum deutlich verbesserte Raumverhältnisse. Die beiden Führerstände sind über zwei Seitengänge miteinander verbunden.

Wegen fehlendem oder qualitativ schlechtem Ersatzmaterial für die Antriebsfederung musste gegen Ende des 2. Weltkrieges die Geschwindigkeit vorübergehend auf 75 km/h reduziert werden. Nach den nötigen Reparaturarbeiten wurde die Geschwindigkeit auf 90 km/h festgelegt.

Die Lok 10264 wurde ab 1939 bis 1948 zur Erprobung des später in der BLS Ae 4/4 (251) eingebauten Scheibenantriebes benützt.
Ansichtsbild:
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Typenzeichnung:
 

Verwandte Verzeichnungseinheiten

Verwandte Verzeichnungseinheiten:siehe auch:
RM_T_0021 Ae 3/5 10217 (Dokument)

siehe auch:
RM_T_0045 Be 4/7 12504 (Dokument)
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Sammlungsleitung
Physische Benützbarkeit:Erschwert möglich
Zugänglichkeit:Nicht öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL:https://www.sbbarchiv.ch/detail.aspx?ID=510529
 
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