RM_T_0021 Ae 3/5 10217 (Dokument)

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Signatur:RM_T_0021
Signatur Archivplan:RM_T_0021
Archivalienart:Fahrzeug
Titel:Ae 3/5 10217
Zusatzbezeichnung:Kleine Sécheron
Fahrzeugnr.(aktuell):91 85 43-01 217-6 (in Betrieb)
Fahrzeugtyp:Triebfahrzeug Streckenlokomotive
Bauart:Elektrisch (Fahrleitung)
Betriebsbereitschaft:I Betriebsfähig
Typenbild:
Baujahr:1924
Betriebszeitraum:1924 - ca. 1982
Hersteller:Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik SLM / Societé Anonyme des Atéliers de Sécheron SAAS
Fahrzeugstandort:Depot Olten
Wissenswert:Die Ae 3/5 ist mit einer Länge von rund 12 Metern die kürzeste Streckenlokomotive in der Geschichte der SBB.
Informationen zur Fahrzeugfamilie/Fahrzeugserie:Mit der rasch voranschreitenden Elektrifizierung des schweizerischen Schienennetzes im frühen 20. Jahrhundert benötigte die SBB dringend leistungsfähige Elektrolokomotiven für die schwere Zugförderung, aber auch Loks für den leichten Schnellzugsdienst im Flachland.
Die ersten Elektroloks der SBB waren zunächst von 1906-1908 in einem Versuchsbetrieb der Brown, Boveri & Cie. BBC auf der Simplon-Bergstrecke im Einsatz. 1908 wurden die Loks von der SBB übernommen. Sie waren noch für die später nicht weiter verfolgte Drehstromantrieb-Technik mit zwei parallelen Fahrdrähten ausgelegt. Ab den 1920er-Jahren nahm bei der SBB die Einführung von Elektroloks in der heute noch verwendeten Einphasen-Wechselstromtechnik mit der Elektrifizierung der Gotthardstrecke so richtig Fahrt auf.
Frühe Elektroloks wurden - wie die Dampflokomotiven - mit Stanganantrieben gebaut, beispielsweise das bekannte "Krokodil". Schon bald aber setzten sich Elektroloks mit Einzelradantrieb ohne Triebstangen durch, deren Wartungsaufwand geringer war.
Bis etwa 1928 wurden die E-Loks der SBB braun, ab dann tannengrün lackiert. Teilweise wurden die Lokomotiven später umlackiert. Ab 1984 verwendet die SBB für elektrische Drehgestell-Lokomotiven rote Farbe.


Die Ae 3/5 10217 aus der Serie Ae 3/5 10201–10226 (26 Loks):

1920 bestellte die SBB die ersten sechs dieser kurzen und vergleichweise leichten Ae 3/5. Die Ateliers de Sécheron S.A. SAAS steuerten die elektrischen Ausrüstung, die Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik SLM den mechanischen Teil bei.
Die SAAS verbaute die stangenlosen Westinghouse-Einzelradantriebe, für die die SAAS von der amerikanischen Westinghouse Electric Corporation eine Lizenz für die Schweiz erworben hatte. Denselben Antrieb verwendete die SAAS auch für die bereits im Bau befindlichen Be 4/7 und die Ae 3/6 III.

Die sehr kurze Bauform dieses Loktyps hatte gerade bei höheren Geschwindigkeiten einen unruhigen Lauf zur Folge. Zudem zeigte sie in engen Kurven ein ungünstiges Verhalten. Die ursprünglich geforderte Maximalgeschwindigkeit von 90 km/h für Schnellzüge wurde daher anfänglich nur selten genutzt und der Einsatz auf Strecken mit engen Kurven möglichst vermieden. Mit fortschreitender Elektrifizierung des Streckennetzes erschlossen sich aber immer neue Einsatzgebiete im Mittelland. 1957 wurden alle Maschinen mit Westinghouse-Antrieb im Depot Bern zusammengezogen.

Einige Ae 3/5 (die Nr. 10218-10226) wurden für Autozüge am Gotthard und Simplon hergerichtet, wo sie ab 1964 Autozüge führten. Am Gotthard endete der Einsatz 1980 mit der Eröffnung des Strassentunnels.
Die verbleibenden Ae 3/5 fanden noch die unterschiedlichsten Verwendungen, bis 1983 die robusten, beim Fahrpersonal aber wegen den schlechten Laufeigenschaften unbeliebten Ae 3/5 alle ausgemustert wurden. Vorhanden ist einzig noch die Ae 3/5 10217.
Fahrzeugchronik:1920 Bestellung der SBB für die ersten sechs Ae 3/5 (Nr. 10201-10206) bei der SAAS. Auslieferung und Inbetriebsetzung der ersten Lok Nr. 20201 im Mai 1922.
1924 Inbetriebsetzung der Ae 3/5 10217 (SLM Fabrik-Nr. 2948, SAAS Fabrik-Nr. 600003)
1926 - 1957 Depot Lausanne
1957 - 1982 Depot Bern
1983 Als historisches Triebfahrzeug klassiert. Vereinzelte Einsätze bis 2001.
2001 Übergabe von SBB an SBB Historic.
Veröffentlichungen:[Thomas Estler, Heinz Sigrist: Die SBB-Loks Typ Sécheron: Be 4/7, Ae 3/5, Ae 3/6 III; Edition Lan, Bäretswil; 2014; ISBN 978-3-906691-70-1]
[Schneeberger, Hans: Die elektrischen und Dieseltriebfahrzeuge der SBB. Band I: Baujahre 1904-1955. Verlag Minirex Luzern. 2005. ISBN 3907014227 (Ed.2 2005), S. 96 ff]

Sammlungskontext

Besitzverhältnis:Eigentum
Eigentümer:SBB Historic
Leihnehmer:Verein Team 10439 Historische Loks Olten
Betreuer:Verein Team 10439 Historische Loks Olten

Masse und Gewichte

Länge über Puffer [mm]:12320
Breite [mm]:2950
Höhe [mm]:4540
Bezugslinie (Lichtraumprofil):EBV 1
Geschwindigkeit max. vorwärts/ rückwärts [km/h]:90 / 90 (Die Maximalgeschwindigkeit wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges vorübergehend auf 75 km/h reduziert.)
Dienstgewicht [t]:81,1
Grösste Achslast [t]:18,7
Reibungsgewicht [t]:56,0
Meterlast [t/m]:6,6

Antrieb

Antriebsart:Elektrisch, 3 Triebachsen mit jeweils darüber liegendem Einphasen-Wechselstrom-Doppelmotor (= Zwillingsmotor mit 2 Motoren in einem Gehäuse), geamthaft 6 Motoren, System Westinghouse; Übersetzungsverhältnis 1:5
Steuerung:Hüpfersteuerung mit 18 Fahrstufen
Stundenleistung [kW]:am Rad: 1320 kW (1800 PS) bei v=63 km/h
an der Welle: 3 x 455 kW bei v=63 km/h
Dauerleistung [kW]:am Rad: 1150 kW (1560 PS) bei v=68 km/h
an der Welle: 3 x 400 kW bei v=68 km/h
Anfahrzugkraft [kN]:am Rad: 137 kN (14'000 kp)
Stundenzugkraft [kN]:am Rad: 76 kN (7'700 kp) bei v=63 km/h

Ausstattung

Innenbeleuchtung:Glühlampen in den Führerständen
Heizung:Elektrische Heizkörper und Fusswärmeplatten in den Führerständen

Fahrwerk und Bremsen

Anzahl Achsen:5 (3 Triebachsen, 2 Laufachsen)
Max. Achsstand [mm]:9300
Max. innerer Achsstand [mm]:2100
Laufkreisdurchmesser [mm]:1610 (Triebrad) / 950 (Laufrad)
Radlagertyp:Gleitlager
Radprofil:SBB 28-3
Automatische Druckluftbremse:Westinghouse W-GP
Direkte Bremse (Regulierbremse):Westinghouse
Elektrische Bremse:Nein
Schleuderbremse:Manuell
Bremsbauart mechanisch:Klotzbremse Guss
Feststellbremse:Spindelbremse
Bremsgewicht [t] / Bremskraft [kN]:G: 48 t / P: 52 t / R: -
Festellbremsgewicht [t] / Bremshaltekraft [kN]:2 x 21 t
Bremsverhältnis [%]:G: 59 / P: 64 / R: -
Hemmschuhe [Anzahl]:4

Technische Ausrüstung und Besonderheiten

Zugheizung:Anschlüsse für Elektroheizung 600 V, 800 V oder 1000 V vorne und hinten. Ab den 1950er-Jahren waren nur noch 1000 V verfügbar.
Speiseleitung:Nein
Signalleitung:Vielfachsteuerleitung (Vst): Nein
UIC-Leitung: Nein
Zugbeeinflussung:ZS Integra
ETM-S21
Zugfunk: Nein
Puffer-Bauart:Hülsenpuffer
Technische Besonderheiten:Die symmetrisch aufgebaute Lokomotive Ae 3/5 entspricht im Bereich des Antriebes weitgehend den Be 4/7. Der Westinghouse-Antrieb zeichnet sich dadurch aus, dass der Fahrmotor vom Triebrad federnd entkoppelt und dadurch gringeren mechanischen Belastungen ausgesetzt ist. SAAS baute in insgesamt 43 für die SBB gebauten Loks den originalen Westinghouse-Antrieb ein.
Zum Zeitpunkt der Bestellung der Ae 3/5 waren bei SAAS die Be 4/7 noch im Bau. SAAS strebte daher an, möglichst viele Baugruppen der Be 4/7 auch in der Ae 3/5 zu verwenden (mechanischer Aufbau, Hüpfersteuerung, Westinghouse-Hohlwellenantrieb).

Das Fahrwerk der Ae 3/5 ist symmetrisch aufgebaut. Die Lok verfügt über keine Drehgestelle: Die Achsen sind direkt im Rahmen gelagert, wobei die mittler Triebachse 2 x 6 Millimeter Seitenspiel hat. Die ungebremsten Laufachsen sind in Bisselgestellen (Nr. 10225 und 10226 in Adamsgestellen) mit einer maximalen Auslenkung von 83 Millimeter auf jede Seite gelagert.
Die Führerstände wiesen ursprünglich drei Türen auf: zwei seitliche Türen und eine Stirnwandtüre, durch die der Übergang zum angehängten Zug möglich war.

Die erste Teilserie erhielt die Einrichtungen für die Sicherheitssteuerung erst nachträglich. Ab 1957 wurde die Bremse umgerüstet und eine Schleuderbremse eingebaut.

Die zweite Teilserie (Nr. 10218-10226) wurde zwischen 1963 und 1966 für die Fernbedienung vom Steuerwagen aus und den Einsatz in Auto-Pendelzügen an Gotthard und Simplon hergerichtet. Eine Eigenart dieser Fernbedienung war es, dass eine Vielfachsteuerung von Lokomotive zu Lokomotive nicht zulässig war. Vom Steuerwagen aus konnten hingegen bis zu zwei Lokomotiven ferngesteuert werden.
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Typenzeichnung:
 

Verwandte Verzeichnungseinheiten

Verwandte Verzeichnungseinheiten:siehe auch:
RM_T_0045 Be 4/7 12504 (Dokument)

siehe auch:
RM_T_0026 Ae 3/6 III 10264 (Dokument)
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Sammlungsleitung
Physische Benützbarkeit:Erschwert möglich
Zugänglichkeit:Nicht öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL:https://www.sbbarchiv.ch/detail.aspx?ID=510170
 
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