RM_T_0045 Be 4/7 12504 (Dokument)

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Signatur:RM_T_0045
Signatur Archivplan:RM_T_0045
Archivalienart:Fahrzeug
Titel:Be 4/7 12504
Zusatzbezeichnung:Grosse Sécheron
Fahrzeugnr.(aktuell):91 85 44-02 504-5 (in Betrieb)
Fahrzeugtyp:Triebfahrzeug Streckenlokomotive
Bauart:Elektrisch (Fahrleitung)
Betriebsbereitschaft:I Betriebsfähig
Typenbild:
Baujahr:1918 - 1922
Betriebszeitraum:1922 - 1976
Hersteller:Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik SLM / Societé Anonyme des Atéliers de Sécheron SAAS
Fahrzeugstandort:Depot Olten
Wissenswert:Die Be 4/7 12504 ist ein Vertreter aus der Pionierphase der Elektroloks und die einzige erhaltene Lok dieses Typs. Der Einzelachsantrieb im Unterschied zum Stangenantrieb war eine technische Innovation.
Informationen zur Fahrzeugfamilie/Fahrzeugserie:Mit der rasch voranschreitenden Elektrifizierung des schweizerischen Schienennetzes im frühen 20. Jahrhundert benötigte die SBB dringend leistungsfähige Elektrolokomotiven für die schwere Zugförderung, aber auch Loks für den leichten Schnellzugsdienst im Flachland.
Die ersten Elektroloks der SBB waren zunächst von 1906-1908 in einem Versuchsbetrieb der Brown, Boveri & Cie. BBC auf der Simplon-Bergstrecke im Einsatz. 1908 wurden die Loks von der SBB übernommen. Sie waren noch für die später nicht weiter verfolgte Drehstromantrieb-Technik mit zwei parallelen Fahrdrähten ausgelegt. Ab den 1920er-Jahren nahm bei der SBB die Einführung von Elektroloks in der heute noch verwendeten Einphasen-Wechselstromtechnik mit der Elektrifizierung der Gotthardstrecke so richtig Fahrt auf.
Frühe Elektroloks, beispielsweise das bekannte "Krokodil", wurden mit Stanganantrieben gebaut, welche sich bei den Dampflokomotiven bewährt hatten. Schon bald aber begannen sich Elektroloks mit Einzelradantrieb ohne Triebstangen durchzusetzen, deren Wartungsaufwand geringer war.
Bis etwa 1928 wurden die E-Loks der SBB braun, ab dann tannengrün lackiert. Teilweise wurden die Lokomotiven später umlackiert. Ab 1984 verwendet die SBB für elektrische Drehgestell-Lokomotiven rote Farbe.


Die Be 4/7 aus der Serie Be 4/7 12501–12506 (6 Ex.).

1918 bestellte die SBB 40 Be 4/6 "Rehbock" mit Stangenantrieb, kurz danach im gleichen Jahr sechs Be 4/7 mit gleichen Leistungsmerkmalen wie die Be 4/6, aber mit Einzelachsantrieb statt Stangenantrieb. Bis Mitte 1922 wurden alle sechs Be 4/7 abgeliefert und in Betrieb genommen.
Die Be 4/7 wurden von den Firmen SLM (mechanischer Teil) und Sécheron (SAAS) (elektrische Ausrüstung) gebaut. Sécheron hatte die Lizenzrechte für den aus Amerika stammenden «Westinghouse-Einzelradantrieb» der Firma Westinghouse erworben.

Beim Fahrpersonal waren die Be 4/7 wegen der ausgezeichneten Laufruhe sehr beliebt. Nachdem sie ab 1923 mehrere Jahre am Gotthard verkehrten und dann dort von den schnelleren Ae 4/7 verdrängt wurden, wurden sie später an den Simplon und schliesslich in den Jura verlegt.
In den sechziger Jahren wurden die Loks dann vereinzelt als stationäre Transformatoren zur Speisung von Unterwerken mit 220 V verwendet.

Die Loks der Serie Be 4/7 wurden ab 1966 (Be 4/7 12503) bis 1976 ausgemustert. Die Be 4/7 12504 entging der Verschrottung und ist heute im Eigentum von SBB Historic.
Fahrzeugchronik:1922 Inbetriebsetzung der Be 4/7 12504 (Fabrik-Nr. 2716)
1922 - 1923 Einsatz ab Depot Bern auf der Strecke Bern-Thun
1923 - 1927 Einsatz am Gotthard ab Depot Erstfeld
1927 - 1932 Depot Bellinzona
1932 - 1966 Abwechselnd in Diensten zusammen mit Be 4/6 ab Depot Bern
1966 - 1976 Depot Biel
1966 Einsatz als stationärer Trafo in Burgdorf
1969 Einsatz als stationärer Trafo in Etzwilen
1976 Ausserdienststellung mit über 4 Mio. km Laufleistung / Äusserliche Aufarbeitung und als historisches Fahrzeug dem Depot Biel zugeteilt.
1978-1999 Sporadische Einsätze vor fahrplanmässigen Zügen
2001 Übergabe von SBB an SBB Historic.
Veröffentlichungen:[Thomas Estler, Heinz Sigrist: Die SBB-Loks Typ Sécheron: Be 4/7, Ae 3/5, Ae 3/6 III; Edition Lan, Bäretswil; 2014; ISBN 978-3-906691-70-1]
[Schneeberger, Hans: Die elektrischen und Dieseltriebfahrzeuge der SBB. Band I: Baujahre 1904-1955. Verlag Minirex Luzern. 2005. ISBN 3907014227 (Ed.2 2005), S. 59 ff]

Sammlungskontext

Besitzverhältnis:Eigentum
Eigentümer:SBB Historic
Leihnehmer:Verein Team 10439 Historische Loks Olten
Betreuer:Verein Team 10439 Historische Loks Olten

Masse und Gewichte

Länge über Puffer [mm]:16240
Breite [mm]:2950
Höhe [mm]:3780
Bezugslinie (Lichtraumprofil):EBV 1
Geschwindigkeit max. vorwärts/ rückwärts [km/h]:80 / 80
Dienstgewicht [t]:110,5
Grösste Achslast [t]:18,6
Reibungsgewicht [t]:73,9
Meterlast [t/m]:6,8

Antrieb

Antriebsart:Elektrisch; 2 Drehgestelle mit je zwei Doppelmotoren (= Zwillingsmotoren in einem gemeinsamen Gehäuse), total 8 Motoren; Getriebeübersetzung 1 : 5,7
Steuerung:Elektropneumatische Hüpfersteuerung, 28 Fahrstufen
Stundenleistung [kW]:am Rad: 1765 kW (2400 PS) bei v=56 km/h
an der Welle: 4 x 445 kW bei v=56 km/h
Dauerleistung [kW]:am Rad: 1530 kW (2080 PS) bei v=60 km/h
an der Welle: 4 x 400 kW bei v=60 km/h
Anfahrzugkraft [kN]:am Rad: 196 kN (20000 kp)
Stundenzugkraft [kN]:am Rad: 114 kN (11600 kp) bei v=56 km/h

Ausstattung

Innenbeleuchtung:Glühlampen in den Führerständen
Heizung:Führerstände mit Widerstandsheizung

Fahrwerk und Bremsen

Anzahl Achsen:7 (Drehgestell DG I mit zwei Triebachsen und zwei Laufachsen, DG II mit zwei Triebachsen und einer Laufachse)
Max. Achsstand [mm]:13640
Max. innerer Achsstand [mm]:1600
Laufkreisdurchmesser [mm]:1610 (Triebrad) / 950 (Laufrad)
Radlagertyp:Gleitlager
Radprofil:SBB 28-3
Automatische Druckluftbremse:Westinghouse W-GP
Direkte Bremse (Regulierbremse):Westinghouse
Elektrische Bremse:Widerstand
Schleuderbremse:Nein
Bremsbauart mechanisch:Klotzbremse Guss
Feststellbremse:Spindelbremse
Bremsgewicht [t] / Bremskraft [kN]:G: 57 t / P: 66 t / R: -
Festellbremsgewicht [t] / Bremshaltekraft [kN]:2 x 30 t
Bremsverhältnis [%]:G: 51 / P: 59 / R: -
Hemmschuhe [Anzahl]:4

Technische Ausrüstung und Besonderheiten

Zugheizung:Anschlüsse für Elektroheizung 800 V, 1000 V oder 1'200 V vorne und hinten, Maximale Heizleistung 460 kW.
Speiseleitung:Nein
Signalleitung:Vielfachsteuerleitung (Vst): Nein
UIC-Leitung: Nein
Zugbeeinflussung:ZS Integra
ETM-S21
Zugfunk: Nein
Technische Besonderheiten:Im Bereich des Antriebes entspricht die Be 4/7 12504 weitgehend den Lokomotiven Ae 3/5 Sécheron. Der Hohlwellen-Antrieb nach Westinghouse zeichnet sich dadurch aus, dass der Fahrmotor vom Triebrad federnd entkoppelt und dadurch gringeren mechanischen Belastungen ausgesetzt ist. SAAS verwendete in insgesamt 43 für die SBB gebauten Loks diesen originalen Westinghouse-Antrieb.

Im Aufbau unterschied sich die Be 4/7 von der Be 4/6 "Rehbock" nicht nur durch die zusätzliche Laufachse und den fehlenden Stangenantrieb, sondern auch durch die asymetrische Gestaltung der beiden Drehgestelle (DG I mit zwei Laufachsen - einer Bissel- und eine Adamsachse - und DG II mit einer Bissel-Laufachse). Angetrieben werden die einzelnen Achsen durch je ein Doppel­- oder Zwillingsmotorenpaar (zwei Motoren in einem gemeinsamen Gehäuse).
Die Be 4/7 verfügte ursprünglich in beiden Führerständen über Stirnwandtüren und eine Übergangseinrichtung zum Zug. Die Türen wurden später zugeschweisst.
Etwas umständlich war der Wechsel der Batterien, die mittels einer einzuhängenden Kranbahn mit Laufkatze durch eine Klappe in der Seitenwand an ihren Platz hinter dem Führerstand gebracht werden mussten.
Die Be 4/7 zeichneten sich durch einen sehr ruhigen Lauf aus. Noch vor 1940 wurde die Maximalgeschwindigkeit von 75km/h auf 80km/h angehoben.
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Typenzeichnung:
 

Verwandte Verzeichnungseinheiten

Verwandte Verzeichnungseinheiten:siehe auch:
RM_T_0043 Be 4/6 12320 (Dokument)

siehe auch:
RM_T_0026 Ae 3/6 III 10264 (Dokument)

siehe auch:
RM_T_0021 Ae 3/5 10217 (Dokument)
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Sammlungsleitung
Physische Benützbarkeit:Erschwert möglich
Zugänglichkeit:Nicht öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL:https://www.sbbarchiv.ch/detail.aspx?ID=510608
 
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