RM_T_0065 Re 4/4 I 10001 (Dokument)

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Signatur:RM_T_0065
Signatur Archivplan:RM_T_0065
Archivalienart:Fahrzeug
Titel:Re 4/4 I 10001
Fahrzeugnr.(aktuell):91 85 44-10 001-2 (in Betrieb)
Fahrzeugtyp:Triebfahrzeug Streckenlokomotive
Bauart:Elektrisch (Fahrleitung)
Betriebsbereitschaft:I Betriebsfähig
Typenbild:
Baujahr:1946
Betriebszeitraum:1946 - ca. 1996
Hersteller:Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik SLM / Brown, Boveri & Cie. BBC / Maschinenfabrik Oerlikon MFO / Societé Anonyme des Atéliers de Sécheron SAAS
Fahrzeugstandort:Depot Olten
Wissenswert:Vor allem im Mittelland eingesetzte Schnellzugslokomotive für die Führung von Leichtschnellzügen mit Leichtstahlwagen. Die Re 4/4 I 10001 ist die erste Lok der ersten Serie dieses Typs. Erster Loktyp mit Sitzmöglichkeit für den Lokführer führ wahlweise sitzende oder stehende Bedienung.
Informationen zur Fahrzeugfamilie/Fahrzeugserie:Bereits in den 1940er-Jahren war das Streckenenetz der Schweiz weitgehend elektrifiziert. Da mit den noch immer verkehrenden Dampflokomotiven Geschwindigkeiten bis 100 km/h möglich waren, der Konkurrenzdruck durch den Autoverkehr aber zunahm, wurde Rollmaterial benötigt, das Geschwindigkeiten über 100 km/h zuliess. Höhere Geschwindigkeiten waren aber nur möglich mit leichterem Rollmaterial, um das Trasse nicht zu sehr zu belasten. Ende der 1930er- und in den 1940er-Jahren wurden daher Leichtstahl-Reisezugwagen entwickelt, die rund 10 t leichter waren als die bisherigen Stahlwagen.

Benötigt wurden zu den Leichtstahlwagen passende Triebfahrzeuge. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurden daher konkrete Pläne für einen neuen, leichten und schnellen Triebfahrzeugtyp ge­schmiedet. Besonderes Augenmerk legte man dabei auf die Fähigkeit, Kurven mit höherer Geschwindigkeit befahren zu können. Als Vorbild diente die schwere Ae 4/4 251 der BLS.


Die Re 4/4 I 10001 aus der Serie Re 4/4 I 10001–10026 (26 Loks):

Ab 1946 bis 1951 wurden von der Industrie gesamthaft 50 Re 4/4 I in zwei Serien mit den ursprünglichen Nummern 401–426 (26 Loks) und 427–450 (24 Loks) abgeliefert.
Die Nr. 401-406 waren Prototypen, die mit einer Vielfachsteuerung für den Pendelverkehr für kurze Wendezeiten in den Endbahnhöfen ausgerüstet waren. Die weiteren 20 Loks der 1. Serie wurden später damit nachgerüstet. Alle 26 Loks der 1. Serie besassen eine elektrische Bremse. Damit kann bei Talfahrten gebremst und gleichzeitig Strom erzeugt werden, der im Fall der Re 4/4 I in die Fahrleitung abgegeben wird (Rekuperation). Da die erste Serie im Pendelverkehr eingesetzt werden konnte, wurden diese Lokomotiven mit Stirnwandtüren und Seitengängen ausgerüstet, um den freien Durchgang für Personen zu gewährleisten.
Die 24 Loks der zweiten Serie wurden mit besseren Fahrmotoren, aber ohne Vielfachsteuerung und ohne elektrische Bremse bestellt. Auch äusserlich konnten die Maschinen der beiden Serien gut unterschieden werden (z.B. erste Serie mit Stirntüren).

Zwischen 1958 und 1960 erfolgte die Umnummerierung der 50 Lokomotiven zu 10001–10050.

Schon bald wurden die Re 4/4 I unter anderem zur Führung der Städte-Schnellzüge Genf - Zürich verwendet, wo sie mit ihrer Maximalgeschwindigkeit von 125 km/h punkten konnte. Mit der Zeit wurden die Re 4/4 I dann aber durch leistungsfähigere Loks und ebensolche Triebwagen immer mehr in den Regionalverkehr und auf Nebenlinien verbannt. Aber selbst in den 1990er-Jahren konnte die Re 4/4 I im Jura vor Schnellzügen beobachtet werden. Nach rund 50 Betriebsjahren wurden die Re 4/4 I in den Jahren 1997/1998 ausgemustert.

Die Re 4/4 10001 wurde 1996 ausrangiert und von der SBB als historisches Fahrzeug klassifiziert. 2001 übernahm SBB Historic diese Lok. Die Re 4/4 10044, die zweite Lok dieses Typs im Eigentum von SBB Historic, war 1997 ausrangiert worden.
Fahrzeugchronik:1946 Versuchsfahrten der Re 4/4 401 (Fabrik-Nr. 3877) ab Depot Bern
1946 - 1953 Zürich, ab 1948 Schnellzüge im Pendel­zugverkehr zwischen Luzern und Zürich
? Umnummerierung zu Re 4/4 10001 und Ersatz der Fenster durch Mehrfachdüsengitter auf der rechten Lokseite.
1953 - 1977 Depot Luzern
1964 (ca.) Umzeichnung Re 4/4 zu Re 4/4 I (mit Einführung der Re 4/4 II 11201 ff, später Re 4/4 II 11101 ff)
1977 - 1994 Regionalzüge im Pendelzugverkehr ab Bellinzona
1994 - 1996 Depot Olten
1996 Als historisches Triebfahrzeug klassiert
2001 Übergabe von SBB an SBB Historic
Veröffentlichungen:[Schneeberger, Hans: Die elektrischen und Dieseltriebfahrzeuge der SBB. Band I: Baujahre 1904-1955. Minirex-Verlag Luzern. 2005. ISBN 3907014227 (Ed.2 2005)]

Sammlungskontext

Besitzverhältnis:Eigentum
Eigentümer:SBB Historic
Betreuer:Verein Team 10439 Historische Loks Olten

Masse und Gewichte

Länge über Puffer [mm]:14700
Breite [mm]:2950
Höhe [mm]:4500
Bezugslinie (Lichtraumprofil):EBV 1
Geschwindigkeit max. vorwärts/ rückwärts [km/h]:125 / 125
Dienstgewicht [t]:57,0
Grösste Achslast [t]:14,5
Reibungsgewicht [t]:57,0
Meterlast [t/m]:3,9

Antrieb

Antriebsart:Elektrisch; 4 Fahrmotoren
Steuerung:Hüpfersteuerung
Stundenleistung [kW]:1850 kW
Anfahrzugkraft [kN]:135 kN
Stundenzugkraft [kN]:80 kN

Fahrwerk und Bremsen

Anzahl Achsen:4 (4 Triebachsen)
Max. Achsstand [mm]:10800
Max. innerer Achsstand [mm]:4800
Drehzapfenabstand [mm]:7800
Achsabstand im DG [mm]:3000
Laufkreisdurchmesser [mm]:1040
Radlagertyp:Rollenlager
Radprofil:SBB 28-2
Automatische Druckluftbremse:Oerlikon O-PR
Direkte Bremse (Regulierbremse):Oerlikon
Elektrische Bremse:Rekuperation
Schleuderbremse:Manuell
Feststellbremse:Spindelbremse
Bremsgewicht [t] / Bremskraft [kN]:G: - / P: 46 t / R: 73 t
Festellbremsgewicht [t] / Bremshaltekraft [kN]:2 x 20 t
Bremsverhältnis [%]:G: - / P: 80 / R: 125
Hemmschuhe [Anzahl]:4

Technische Ausrüstung und Besonderheiten

Zugheizung:Anschlüsse für Elektroheizung 1000 V vorne und hinten
Speiseleitung:Ja
Signalleitung:SBB Vielfachsteuerleitung Vst III
UIC-Leitung: Nein
Zugbeeinflussung:ZS Integra
ETM-S21
Zugfunk: Nein
Technische Besonderheiten:Die erste Serie (Nr. 401-426) und die zweite Serie (Nr. 427-450) unterscheiden sich technisch:

Die 24 Lokomo­tiven der zweiten Serie wurden ohne elektrische Bremse gebaut. Auch die Vielfachsteuerung, welche den ersten sechs Loko­motiven eingebaut und später bei der ganzen ersten Serie nachgebaut wurde, kam bei der zweiten Serie nicht zum Zug.
Die Steuer- und Führerbremsventile der Bauart «Westinghouse» ersetzte man durch solche der Firma Oerlikon. Auch die G/P/R Schalter wurden vereinfacht, die Stellung «G» entfernt.
Mitte der 60er Jahre wurden die Speichen der Räder verstärkt.
Erstmals bei SBB-Lokomotiven fanden die automatischen Bremsgestängesteller «Stopex» Verwendung. Für Anfahrten unter grosser Last wurde ein pneumatischer Achslastausgleich eingebaut.
Eine grosse Gewichtsersparnis brachte der von BBC neu ent­wickelte Transformator mit Radialblechung.
Der rechte Seitengang diente dem direkten Zugang zu den Maschinen und Apparaten. Der linke Seitengang wurde mit einer Trennwand komplett von den Installationen getrennt, um den Durchgang für Zugpersonal und Passagiere zu ermöglichen, wenn sich die Lokomotive zum Beispiel von einem Steuerwagen ferngesteuert wurde und zusätzliche Reisezugwagen hinter der schiebenden Lokomotive angehängt waren. Aus gleichem Grund besass die erste Serie Stirntüren, Übergangsbleche und Faltenbälge.
Die Kühlluft wurde einseitig durch tief liegende Jalousien angesaugt, die sich auf der dem Publikumsverkehr abgewandten Seite befanden. Diese Anordnung bereitete später erhebliche Probleme. Darüber lagen, wie auch auf der anderen Seite, vier Fenster.
Ansichtsbild:
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Typenzeichnung:
 

Verwandte Verzeichnungseinheiten

Verwandte Verzeichnungseinheiten:siehe auch:
RM_T_0066 Re 4/4 I 10044 (Dokument)
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Sammlungsleitung
Physische Benützbarkeit:Erschwert möglich
Zugänglichkeit:Nicht öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL:https://www.sbbarchiv.ch/detail.aspx?ID=510662
 
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