PL_164 Splügenbahn, 1870-1890 (Teilbestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Signatur:PL_164
Signatur Archivplan:PL_164
Titel:Splügenbahn
Entstehungszeitraum:1870 - 1890
Stufe:Teilbestand

Angaben zum Umfang

Umfang:4 Schachteln, 12 Mappen
Anzahl:980
Archivalienart:Plan
Akte/Dokument

Weitere Bemerkungen

Bemerkungen:Ehemalige Aktenplanposition: SBBRPBAU; H.III.5

Angaben zum Kontext

Verwaltungsgeschichte:Da sich das Tessin 1869 wegen der erneuten Konzessionsgenehmigung durch den Bund definitiv für den Gotthard entscheidet, erlöschen alle Lukmanierbahn-Hoffnungen. Die Idee einer Splügenbahn tritt in den Vordergrund, es bildet sich ein entsprechendes Komitee. Die Konzession wird bereits im Juni 1869 durch den Kanton Graubünden erteilt. Der Bund allerdings ist für einen Gotthardprojekt und spricht sich gegen eine Splügenvariante aus. Das Splügenkomitee seinerseits plant aber bereits konkret und so entsteht nun die Konkurrenzsituation Gotthard gegen Splügen. Hauptaufgabe für die Splügen-Sympathisanten ist die Finanzierung, ausländisches Kapital ist notwendig. Ein erster Vertragsabschluss für den Bau einer Splügenbahn erfolgt 1870, Voraussetzung sind allerdings hohe Subventionen, worauf man keine Chance hat, auch weil Italien und Deutschland bereits beim Gotthard Beteiligungen in Aussicht gestellt haben. Der Deutsch-Französische Krieg (1870-1871) verhindert weitere Verhandlungen, der Splügen-Vertrag wird nichtig.
Im Juli 1870 wird der Gotthardvertrag vom schweizerischen Parlament angenommen, Ende 1871 erhält das Gotthardprojekt auch die Zusicherungen von Italien und Deutschland. Das Splügenkomitee gibt nicht auf und sucht neue Geldgeber in Italien – vergebens. Das Gotthardprojekt wird zwischen 1872 und 1882 realisiert. 1872 kommen auch ein neues Eisenbahngesetz und damit das sogenannte Ostalpenbahnversprechen. Die Splügenkonzession wird daraufhin abermals verlängert, und zwar bis ins Jahr 1876. Die Konzession erlischt 1879 nach zehn Jahren aber endgültig.
Nachdem sowohl der Lukmanier wie auch der Splügen gegen den Gotthard gescheitert waren, kommt nochmals ein neues Projekt – der Septimer. 1883 bildet sich ein internationales Komitee, das die erforderlichen Geldmittel liefert, damit Vorarbeiten beginnen können. Von Chur via Reichenau - Thusis - Tiefencastel nach Stalla soll es gehen, dann Alternativrouten via Septimer/Julier nach Chiavenna. Verschiedene Studien zeigen aber, dass das Projekt nicht gut genug sei für eine ernsthafte Alpendurchquerung. Lediglich für Touristen sei die Septimerbahn, aber keine echte Alternative für eine Ostalpenbahn.
Also zurück zum Splügenprojekt: In Italien gründet sich das «Comitato interprovinciale», welches 1884 eine Projektstudie beruhend auf dem Projekt Vanotti durchführt. Alle früheren Splügenprojekte (Vanotti 1863, Vitali 1870 und Bavier 1871) waren technisch überholt. Nun gibt es auf Schweizer Seite Streit zwischen Septimer- und Splügenbefürworter. Das Bündnerland favorisiert zwar den Septimer, aus internationaler Sicht und im Vergleich mit dem Gotthard spricht man sich dann aber doch für die leis-tungsfähigere Splügenvariante aus. Das ist das definitive Ende für den Septimer.
1887 wird ein Vertrag zwischen dem Splüenbahnkomitee und den italienischen Interessensvertretern unterzeichnet. Mit dem Projekt der «Società adriatica» (zuvor «Società delle strade ferrate meredionale») sind die technischen Grundlagen für die Ausführung einer Splügenbahn geschaffen. Aufgrund der hohen Baukosten erlahmt das Interesse Italiens für die Splügenbahn aber rasch wieder. Dies bedeutet das vorläufige Ende aller Bemühungen. Das Ostalpenbahnversprechen wurde bis heute nicht eingelöst.

Quellen:
- Kraus, Susanne: Escher und die Ostalpenbahnfrage, URL: https://www.briefedition.alfred-escher.ch/kontexte/uberblickskommentare/Ostalpenbahnfrage/?term=lukmanier, Zugriff am 15.06.2020.
- Gantenbein, Reto: Schweizer Alpenbahnprojekte (1838-1914), Überblick über die wichtigsten Alpenbahnprojekte und das Zustandekommen der Gotthard-, Simplon- und Lötschbergbahn. Spiegel, 2001. Signatur: SBB 7.707
- Schmidlin, Hans: Die Ostalpenbahnfrage. Geschichtliche Entwicklung und jetziger Stand der Bestrebungen für einen ostschweizerischen Alpendurchstich, unter spezieller Berücksichtigung der rechtlichen Grundlagen. Zürich, 1916. Signatur: SBB B 276
Archivierungsgeschichte:Die Unterlagen wurden am 16. Januar 1989 ans Bundesarchiv abgeliefert und gelangten nach Gründung der Stiftung im Jahr 2001 zu SBB Historic.

Angaben zu Inhalt und Struktur

Inhalt:Enthält Unterlagen der Projekte Bavier I und Bavier II, des Vorprojekts der Società Italiana per le Strade Ferrate Meridionali und Teile des Projekts Moser zu einer Splügenbahn Chur - Chiavenna (Italien) durch die Alpen
Trägermaterial:Papier, Papier auf Leinwand
Format:verschiedene
Massstab:verschiedene
 

Verwandte Verzeichnungseinheiten

Verwandte Verzeichnungseinheiten:siehe auch:
VGB_GEM_SBBZH104_038_02 Splügenbahn: Korrespondenzen mit dem Bundesrat und den Regierungen der Kantone Graubünden, Schwyz, Glarus, St. Gallen, Thurgau und Zürich, Denkschrift des Splügen-Komitees, Konzession, Verhandlungen mit Italien, 1869-1887 (Dossier)

siehe auch:
VGB_GEM_SBBZH104_039_01 Splügenbahn: Korrespondenz mit italienischen Interessenten, Berichte, Kostenberechnung für eine Eisenbahn von Chur nach Thusis, 1864-1891 (Dossier)

siehe auch:
VGB_GEM_SBBZH104_039_02 Splügenbahn: Traktionskosten, Vertrag für die Gründung einer Bahngesellschaft von Chur durch den Splügen nach Lecco, Vorprojekt, Berichte, Korrespondenzen mit den Regierungen der Kantone Graubünden und Zürich, Protokolle, Korrespondenz mit Bankier Bavier, Chur, 1869-1895 (D

siehe auch:
VGB_GEM_SBBZH104_040_02 Splügenbahn: Denkschriften, Botschaften, Memoria dell' Ingegnere Augusto Vanotti, kommerzielle Gutachten, Konzessionsgesuch, Konzession, Längenprofil, 1864-1913 (Dossier)

siehe auch:
VGB_GEM_SBBZH104_040_03 Splügenbahn: Verträge, Verhandlungen mit Italien, Verhandlungen von Rechtsanwalt C. Hilty, Chur, mit der Regierung Preussens, Korrespondenzen mit dem Bundesrat und den Regierungen der Kantone Graubünden, Glarus und St. Gallen, 1869-1876 (Dossier)
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL:https://www.sbbarchiv.ch/detail.aspx?ID=574977
 
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