Angaben zur Identifikation |
Signatur: | RM_T_0009 |
Signatur Archivplan: | RM_T_0009 |
Archivalienart: | Fahrzeug |
Titel: | Ed 2x2/2 196 / 7696 |
Zusatzbezeichnung: | System Mallet |
Fahrzeugnr.(aktuell): | 90 85 00-07 696-7 (in Betrieb) |
Fahrzeugtyp: | Triebfahrzeug Streckenlokomotive |
Bauart: | Dampf |
Betriebsbereitschaft: | I Betriebsfähig |
Typenbild: |
|
Baujahr: | 1893 |
Betriebszeitraum: | 1893 - 1938 |
Hersteller: | Lokomotivfabrik J. A. Maffei |
Fahrzeugstandort: | Depot Balsthal |
Wissenswert: | Das System «Mallet» ist eine spezielle Bauart von Dampflokomotiven mit zweigeteiltem, beweglichem Triebwerk für kurvenreiche Bergstrecken. Es wurde 1884 vom Genfer Ingenieur Anatole Mallet entwickelt. |
Informationen zur Fahrzeugfamilie/Fahrzeugserie: | Lokomotiven des Typs Mallet fanden bei uns nur wenig Verbreitung. Die erste Mallet-Lok in der Schweiz war die Ed 2x3/3 Nr. 151 der Gotthardbahn GB. Sie wurde 1890 von der Lokomotivfabrik J.A. Maffei in München (D) geliefert. Nach der Verstaatlichung der GB erhielt sie bei der SBB die Nr. 7699. Sie hat die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllt und gelangte später nach Belgien. Sie war Vorbild für die ab 1891 gelieferten Ed 2x2/2 der Schweizerischen Centralbahn SCB.
Die Schweizerische Centralbahn SCB beschaffte insgesamt 28 Mallet-Lokomotiven. Davon waren 16 Tenderlokomotiven, die durch die Lokomotivfabrik J.A. Maffei in München (D) in zwei Losen geliefert wurden:
1891: Inbetriebsetzung der 1. Serie Ed 2x2/2 SCB-Nr. 181–186 / SBB-Nr. 7681-7686 (6 Loks). Einsatz vor allem auf der steilen und kurvenreichen oberen Hauensteinlinie als Schiebe- und Vorspannlok. 1893: Inbetriebsetzung der 2. Serie Ed 2x2/2 SCB-Nr. 187-196 / SBB-Nr. 7687-7696 (10 Loks). Diese waren gegenüber der 1. Serie in einigen Punkten modifiziert, da sie auch vor schwereren Güterzügen auf den Anschlusslinien eingesetzt werden sollten.
1897-1900 beschaffte die SCB 12 weitere Loks vom Typ Mallet. Es waren die Schlepptender-Güterzugslokomotiven D 2x2/2 SCB-Nr. 169-180 / SBB-Nr. 4601-4612, hergestellt von der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik SLM in Winterthur.
Die Lokomotiven der ersten Serie wurden zwischen 1910 und 1917 ausrangiert. Von der zweiten Serie wurden 6 Lokomotiven zwischen 1910 und 1917 ausrangiert. Die restlichen 4 Loks wurden ab ca. 1915 bis zu ihrer Ausrangierung auf der SBB-Strecke Le Pont - Le Brassus eingesetzt. Die Ausrangierungen erfolgten für die Nr. 191 im Jahre 1934, Nr. 190 im Jahre 1936 und Nr. 187 im Jahre 1938. Die letzte von der Lokomotivfabrik J.A. Maffei in München gelieferte Maschine mit der SCB-Nr. 196 bzw. SBB-Nr. 7696 ist nach ihrer Ausrangierung im Jahre 1938 erhalten geblieben und steht seit 2001 im Eigentum von SBB Historic.
Sämtliche Schlepptender-Mallets D 2x2/2 wurden in den Jahren 1923 und 1926 ausrangiert.
Die Ed 2x2/2 196 aus der 2. Serie Ed 2x2/2 SCB-Nr. 187-196 (10 Loks):
Die Ed 2x2/2 der zweiten Serie sollten auch vor schwereren Güterzügen auf den Anschlusslinien eingesetzt werden. Dazu mussten die Wasser- und Kohlenvorräte vergrössert werden (auf 7,2 m³ / 3,3 t gegenüber 5,0 m³ / 2.0 t bei der ersten Serie). Um den maximal zulässigen Achsdruck einhalten zu können, wurden Kessel und Triebwerk angepasst. Der Kessel wurde etwas verkleinert und der Dampfdruck auf 14 Atm. erhöht (erste Serie: 12 Atm.). Reduziert wurden zudem der Durchmesser der Zylinder (HD 350 mm/ND 540 mm gegenüber 355mm/550 mm bei der ersten Serie) und der Kolbenhub (von 640 mm auf 610 mm), die Rahmendicke (minus 1 mm), der Achsstand der Triebgestelle (von 1900 mm auf 1680 mm) und der Raddurchmesser (von 1280 mm auf 1200 mm). Dadurch verkleinerte sich der Gesamt-Achsstand von 6200mm auf 5580 mm und die Länge über Puffer von 11517 mm auf 10400 mm. Durch diese Änderungen erhöhte sich die Leistung von 650 PS (478 kW) auf 700 PS (515 kW) und die Zugkraft von 7'000 kg auf über 8'000 kg. Die schon bei der ersten Serie vorhandene grosse Neigung zum Schleudern erhöhte sich durch diese Änderungen weiter. Die zweite Serie hatte bei der Ablieferung ein hinten offenes Führerhaus. Dieses wurde später mit einer Rückwand versehen, um das Personal bei den häufigen Rückwärtsfahrten besser zu schützen. Die Lok wurde 1992-1993 durch die Dampflokgruppe der OeBB Balsthal wieder in den Ursprungszustand zurückversetzt und die Rückwand dabei entfernt. |
Fahrzeugchronik: | 1893 Inbetriebnahme als C4 196 (Fabr.-Nr. 1710) 1893 - 1915 Einsatz vorwiegend am Hauenstein und vor Güterzügen, zugeteilt dem Depot Olten 1902 Übernahme der SCB C4 196 durch die SBB am 1. Januar 1902 / Umzeichnung durch die SBB zu Ed 2x2/2 7696 1915 - 1938 Einsatz auf der Strecke Le Pont - Le Brassus 1918 Vermietung nach Bayern (D), zugeteilt der Betriebswerkstätte Würzburg. Einsatz im schweren Güterverkehr auf der Spessartstrecke nach Aschaffenburg. 1938 Ausrangierung nach 45 Betriebsjahren 1938 - 1974 Remisierung in Villeneuve 1958 Umfassende Revision in Biel im Hinblick auf das 100-Jahr-Jubiläum der alten Hauensteinlinie (Scheiteltunnel, eröffnet 1858) 1959 - 1974 Ausgestellt im Verkehrshaus der Schweiz 1974 Aufarbeitung zu Ausstellungszwecken in der DI Bern 1992 - 1993 Instandstellung und Betrieb durch die Dampflokgruppe der OeBB in Balsthal. Die Lok wurde wieder in den Ursprungszustand (Führerkabine ohne Rückwand) zurückversetzt. 1997 Einige Fahrten anlässlich 150. Geburtstag der Schweizer Bahnen. 2001 Übergabe von SBB an SBB Historic. |
Veröffentlichungen: | [Zellweger, Christian: A 3/5, Tigerli, Elefant & Co., Das Erbe des Dampfzeitalters. AS Verlag, Zürich, 2004, S. 28-37. ISBN 978-3-909111-09-2] [Moser, Alfred: Der Dampfbetrieb der schweizerischen Eisenbahnen 1847-2006. SVEA, 2006, S. X, 194-198+399. ISBN 978-3-033-00948-6] |
|
Sammlungskontext |
Besitzverhältnis: | Eigentum |
Eigentümer: | SBB Historic |
Leihnehmer: | Oensingen-Balsthal-Bahn (OeBB) |
Betreuer: | Verein OeBB Historic |
|
Masse und Gewichte |
Länge über Puffer [mm]: | 10400 |
Höhe [mm]: | 4300 |
Bezugslinie (Lichtraumprofil): | 505-1 |
Geschwindigkeit max. vorwärts/ rückwärts [km/h]: | 45 / 45 |
Dienstgewicht [t]: | 59,0 |
Grösste Achslast [t]: | 14,7 |
Reibungsgewicht [t]: | 59,0 |
Meterlast [t/m]: | 5,7 |
Kohlevorrat [t]: | 3,3 |
Wasservorrat [t]: | 7,2 |
|
Antrieb |
Antriebsart: | Nassdampf 4-Zylinder Verbund System Mallet |
Steuerung: | Walschaert |
Leistung [kW]: | 515 kW (700 PS) |
Zylinderdurchmesser [mm]: | Hochdruck: 350 mm / Niederdruck: 540 mm |
Kolbenhub [mm]: | 610 |
Kesseldruck [bar]: | 14 |
Verbrauch Kohle: | 0.1 kg / t Zuggewicht und km |
Verbrauch Wasser: | 0.9 kg / t Zuggewicht und km |
|
Ausstattung |
Heizung: | Dampf |
|
Fahrwerk und Bremsen |
Anzahl Achsen: | 4 (4 Triebachsen in zwei Drehgestellen) |
Max. Achsstand [mm]: | 5580 |
Max. innerer Achsstand [mm]: | 1680 |
Laufkreisdurchmesser [mm]: | 1200 |
Radlagertyp: | Gleitlager |
Automatische Druckluftbremse: | Westinghouse W-P |
Direkte Bremse (Regulierbremse): | nein |
Elektrische Bremse: | nein |
Feststellbremse: | Spindelbremse |
Bremsgewicht [t] / Bremskraft [kN]: | G: - / P: 35 t / R: - |
Festellbremsgewicht [t] / Bremshaltekraft [kN]: | 10 t |
Bremsverhältnis [%]: | G: - / P: 60 / R: - |
Hemmschuhe [Anzahl]: | 2 |
|
Technische Ausrüstung und Besonderheiten |
Zugheizung: | Anschlüsse für Dampfleitung vorne und hinten |
Zugbeeinflussung: | nein |
Technische Besonderheiten: | Eine "echte Mallet" verfügt über zwei Antriebseinheiten, der Antrieb ist als Verbundmaschine aufgebaut. Die Hochdruckzylinder befinden sich am hinteren, fest im Rahmen eingebauten Antriebsgestell, die Niederdruckzylinder sind vorne am beweglichen Antriebsteil. Der Kessel ist hinten am festen Teil des Rahmens befestigt und dehnt sich nach vorne aus. Bei der ersten Serie reichte der feste Rahmen bis etwa zur Mitte des Kessels, und der vordere Teil des Kessels stützte sich auf eine Gleitbahn am beweglichen Vordergestell ab. Bei der zweiten Serie wurde der feste Rahmen bis zum vorderen Auflagepunkt des Kessels verlängert.
Im Betrieb arbeiteten die Loks im Verbundbetrieb, d.h. der aus dem Kessel strömende Dampf wird zunächst den hinten liegenden Hochdruckzylindern und anschliessend von dort nach vorne den grossen Niederdruckzylindern zugeführt, bevor der Dampf über den Kamin abgeführt wird. Um die Anfahrzugkraft zu erhöhen war es möglich, die Niederdruckzylinder mit Frischdampf von reduziertem Druck zu speisen.
Wegen der vorne durchgeführten Kolbenstangen durften diese Lokomotiven nicht gegeneinander Spitze zu Spitze zusammengekuppelt werden.
Einige Maschinen wurden mit dem Langer'schen Rauchverbrenner nachgerüstet.
Weitere technische Daten: Rostfläche: 1.7 m² Heizfläche Feuerbüchse: 7.3 m² Heizfläche indirekt: 97.9 m² Heizfläche total: 105.2 m² Druckluftbremse Westinghouse W-P und Spindelbremse wirken jeweils 2-klötzig auf die hinteren Triebachsen jedes Antriebsgestells
Damalige Belastungsnormen der Lokomotive: bei 10 Promille Steigung: 550 t auf den Hauensteinrampen: 180-260 t
|
|
Ansichtsbild: |
|
Typenzeichnung: |
|
|
Benutzung |
Erforderliche Bewilligung: | Sammlungsleitung |
Physische Benützbarkeit: | Erschwert möglich |
Zugänglichkeit: | Nicht öffentlich |
|
URL für diese Verz.-Einheit |
URL: | https://www.sbbarchiv.ch/detail.aspx?ID=510122 |
|