Information on identification |
Ref. code: | RM_T_0006 |
Ref. code AP: | RM_T_0006 |
Archival Material Types: | Fahrzeug |
Title: | CZm 1/2 31 |
Zusatzbezeichnung: | Uerikon-Bauma Bahn |
Fahrzeugnr.(aktuell): | 90 85 00-00 031-4 (in Betrieb) |
Fahrzeugtyp: | Triebfahrzeug Triebkopf/Triebwagen mit Postabteil |
Bauart: | Dampf |
Betriebsbereitschaft: | I Betriebsfähig |
Typenbild: |
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Baujahr: | 1902 |
Betriebszeitraum: | 1902 - 1948 |
Hersteller: | Maschinenfabrik Esslingen Aktiengesellschaft ME AG |
Fahrzeugstandort: | Depot Brugg |
Wissenswert: | Der CZm 1/2 31 war der erste normalspurige Dampftriebwagen der Schweiz. Funktionsfähige Dampftriebwagen sind kaum erhalten und stellen eine besondere Rarität dar. |
Informationen zur Fahrzeugfamilie/Fahrzeugserie: | Schon früh in der Geschichte des Eisenbahnpersonenverkehrs wurde erkannt, dass Lok-Wagen-Züge für wenig frequentierte Linien unwirtschaftlich sind. Für die wenigen benötigten Sitzplätze musste mit der schweren Dampflokomotive unnötig viel Masse bewegt werden, mit entsprechend grossem Kohleverbrauch. In England waren daher bereits Mitte des 19. Jahrhunderts erste selbstfahrende Personenwagen ("Triebwagen") mit Dampfantrieb gebaut worden, gegen Ende des 19. Jahrhunderts erlebten die Triebwagen einen eigentlichen Aufschwung. Teilweise wurden Triebwagen statt mit einem Dampfantrieb mit einem Benzinmotor ausgestattet. Der Benzinmotor war aber noch zu wenig ausgereift und konnte sich damals nicht gegen die Dampfmaschine durchsetzen. Eine weitere Antriebsart zur damaligen Zeit war der Druckluftantrieb, wie er u.a. bei Tramfahrzeugen in Bern zur Anwendung gelangte.
Zwischen 1886 und 1930 wurden durch verschiedene Schweizer Bahnen 39 dampf- oder druckluftbetriebene Triebwagen in Betrieb genommen. Das Konzept der Triebwagen wurde bis in die heutige Zeit laufend weiter entwickelt. Der moderne Eisenbahn-Personenverkehr wird weitgehend von Triebzügen beherrscht.
Der CZm 1/2 31:
Der Dampftriebwagen wurde 1901 noch von der Nordostbahn NOB bestellt. Die Ablieferung erfolgte im Februar 1902 als Cm 1/2 Nr. 1 bereits an die per 1. Januar 1902 gegründete SBB. Auf diesen Zeitpunkt wurde die NOB in die SBB eingegliedert. Das Personenabteil des zweiachsigen Triebwagens wies 40 Sitzplätze der III. Klasse auf, die Höchstgeschwindigkeit wurde auf 45 km/h festgelegt. Der Cm 1/2 wurde einmännig bedient, die Bedienung erfolgte in beide Fahrrichtungen vom gleichen Führerstand aus. Der Triebwagen konnte einen sechzigplätzigen Personenwagen mitführen, für längere Vorortszüge erwies er sich aber als zu schwach. Bereits 1906 wurde er deshalb von den SBB ausser Betrieb gesetzt und an die Uerikon-Bauma-Bahn (UeBB) verkauft. Diese liess den Triebwagen beim Hersteller umbauen. Er erhielt u.a. einen Dampfkessel nach System Kittel und eine Westinghousebremse, und es wurde ein Postabteil eingebaut. Das Fahrzeug verfügte nun noch über 30 Sitzplätze in der III. Klasse, seine neue Bezeichnung lautete CZm 1/2 Nr. 31.
Gleichartige normalspurige Dampftriebwagen waren auch bei verschiedenen Bahngesellschaften in Deutschland und Italien im Einsatz. Nebst dem CZm 1/2 baute die Maschinenfabrik Esslingen noch 8 weitere Dampftriebwagen mit Serpollet-Dampferzeuger sowie 20 Triebwagen mit Dampfkessel nach System Kittel. Einige der mit Serpollet-Dampferzeuger ausgelieferten Triebwagen erhielten nachträglich einen Dampfkessel nach System Kittel.
Die ursprünglich mit Serpollet-Dampferzeuger gebauten Wagen hatten einen über die gesamte Länge einheitlich breiten Wagenkasten (so auch der CZm 1/2). Die ab dem Jahre 1905 abgelieferten Triebwagen mit Dampfkessel nach System Kittel erhielten den sog. "Kittel-Führerstand": der Maschinenteil mit Führerstand wurde etwas breiter gebaut, der Passagier-/Gepäckteil etwas schmaler. Der Führerstand war auf beiden Seiten je 30 cm breiter als der Passagier-/Gepäckteil. So hatte der Lokführer bei Fahrt mit Passagierteil voraus eine bessere Sicht auf die Strecke. |
Fahrzeugchronik: | 1901 Bestellung des ersten normalspurigen Dampftriebwagens der Schweiz durch die Schweizerische Nordostbahn (NOB). Die NOB wurde am 1.1.1902 verstaatlicht und in die SBB integriert. 1902 Ablieferung als Cm 1/2 Nr. 1 mit der Fabriknummer 3401 am 26. Februar 1902 durch die Maschinenfabrik Esslingen an die SBB. Erste Testfahrten auf der Strecke Zürich-Meilen-Rapperswil im April. Einsatz im Vorortsverkehr von Zürich ab Fahrplanwechsel vom 12. Mai 1902. 1906 Bereits nach vier Jahren befand die SBB den Triebwagen als untauglich und setzte ihn ausser Betrieb. Verkauf an die Uerikon-Bauma-Bahn (UeBB) per 12. Mai 1906. 1906 Umbau beim Hersteller Maschinenfabrik Esslingen (u.a. Einbau eines neuen Kessels System Kittel und der Westinghouse-Bremse sowie eines Postabteils unter Verzicht auf ein Personenabteil). Dadurch reduzierte sich die Zahl der Sitzplätzevon 40 auf 30. Neue Bezeichnung CZm 1/2 31 (beschriftet wurde der Triebwagen mit CZ M, Z steht für das Postabteil). 1907 - 1948 Einsatz bei der UeBB ab dem 11. Januar 1907 auf der Strecke Uerikon-Bauma, aufgrund des schwachen Verkehrsaufkommens meist ohne Anhängewagen. Der umgebaute Triebwagen bewährte sich und zeichnete sich durch sparsamen Kohleverbrauch aus. Unerfreulich waren einzig die schlechten Laufeigenschaften. 1911 Einbau eines Dachventilators im Führerstand 1918 Einbau einer elektrischen Beleuchtung samt Dynamo. 1919 - 1920 Leihweiser Einsatz bei der SOB auf der Seedammstrecke Rapperswil-Pfäffikon SZ und auf Strecken der SBB. 1926 Grössere Revision inkl. Dampfkessel bei der SLM 1935 Einbau eines Spurkranz-Schmierapparats "Friedmann" 1936 Umbau der Wagenfenster, Ersatz der Wagenkastenbleche und der Gepäckträger 1948 Nach der Verstaatlichung der UeBB kam der Triebwagen nach über 1 Mio. gefahrenen Kilometern vorübergehend in den Besitz des Vereins Verkehrshaus der Schweiz. 1948 - 1978 Remisiert in Vallorbe und Le Locle. Als Kompensation für die Standplatzmiete wechselte der Triebwagen wieder ins Eigentum der SBB. 1973 - 1974 Äusserliche Aufarbeitung durch den Verein Dampf-Bahn Bern, anschliessend Exponat an der Ausstellung "Triebwagen bei Schweizer Bahnen" im Verkehrshaus 1978 Exponat an der Ausstellung "Eisenbahn, Vorbild und Modell" in den Mustermessehallen Basel 1979 - 1980 Aufarbeitung zum betriebsfähigen Fahrzeug und Wiederinbetriebsetzung im Depot Zürich. Der UeBB-Zustand wurde dabei beibehalten. 2001 Übergabe von SBB an SBB Historic. |
Publications: | [Zellweger, Christian: A 3/5, Tigerli, Elefant & Co., Das Erbe des Dampfzeitalters. AS Verlag, Zürich, 2004, S. 128-139. ISBN 978-3-909111-09-2] [Moser, Alfred: Der Dampfbetrieb der schweizerischen Eisenbahnen 1847-2006. SVEA, 2006, S. 387, 391-392+396. ISBN 978-3-033-00948-6] [Willhaus, Werner: Kittel Dampftriebwagen, Innovation des Nahverkehrs vor 100 Jahren. EK-Verlag, 2008, S. 23-25, 30, 55, 62, 153-157. ISBN 978-388255-106-8] [Aeschimann, Walter; Wenger, Hugo: Uerikon-Bauma-Bahn, Rückblick und Ausblick. Druckerei Schulthess, Zürich, 1984, S. 95-98. ohne ISBN-Nummer] |
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Sammlungskontext |
Besitzverhältnis: | Eigentum |
Eigentümer: | SBB Historic |
Leihnehmer: | Verein Dampfgruppe Zürich (VDZ) |
Betreuer: | Verein Dampfgruppe Zürich (VDZ) |
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Masse und Gewichte |
Länge über Puffer [mm]: | 11000 |
Höhe [mm]: | 4150 |
Bezugslinie (Lichtraumprofil): | 505-1 |
Geschwindigkeit max. vorwärts/ rückwärts [km/h]: | 45 / 45 |
Dienstgewicht [t]: | 23.0 |
Gewicht Tara [t]: | 18.3 |
Grösste Achslast [t]: | 9.0 |
Reibungsgewicht [t]: | 14.0 |
Meterlast [t/m]: | 2.1 |
Kohlevorrat [t]: | 0.3 |
Wasservorrat [t]: | 1.4 |
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Antrieb |
Antriebsart: | Heissdampf Zwilingsmaschine |
Steuerung: | Walschaerts |
Leistung [kW]: | 74 kW (100 PS) |
Zylinderdurchmesser [mm]: | 220 |
Kolbenhub [mm]: | 300 |
Kesseldruck [bar]: | 16 |
Verbrauch Kohle: | 0.1 kg / t Zuggewicht und km |
Verbrauch Wasser: | 0.8 kg / t Zuggewicht und km |
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Ausstattung |
Sitzplätze: | 30 (40 Sitzplätze und 8 Stehplätze 3. Klasse ursprünglich / 30 Sitzplätze 3. Klasse nach Einbau des Postabteils) |
Heizung: | Dampf |
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Fahrwerk und Bremsen |
Anzahl Achsen: | 2 (1 Triebachse, 1 Laufachse) |
Max. Achsstand [mm]: | 4600 |
Max. innerer Achsstand [mm]: | 4600 |
Laufkreisdurchmesser [mm]: | 1020 |
Radlagertyp: | Gleitlager |
Automatische Druckluftbremse: | Westinghouse W-P |
Direkte Bremse (Regulierbremse): | Westinghouse (keine Rangierbremse) |
Feststellbremse: | Spindelbremse |
Bremsgewicht [t] / Bremskraft [kN]: | G: - / P: 15 t / R: - |
Festellbremsgewicht [t] / Bremshaltekraft [kN]: | 15 t |
Bremsverhältnis [%]: | G: - / P: 65 / R: - |
Hemmschuhe [Anzahl]: | 2 |
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Technische Ausrüstung und Besonderheiten |
Zugheizung: | Anschlüsse für Dampfleitung vorne und hinten |
Zugbeeinflussung: | nein |
Technische Besonderheiten: | Weitere technische Daten - Fahrzeug mit ursprünglichem Dampferzeuger System Serpollet: nach Umbau auf Röhrenkessel System Kittel: Rostfläche: 0.5 m² 0.7 m² Heizfläche Feuerbüchse: 11.0 m² 3.2 m² Heizfläche Überhitzer: --- 4.6 m² Heizfläche indirekt: --- 27.3 m² Heizfläche total: 11.0 m² 35.1 m² Dampfdruck: 18-25 Atm. 16 Atm.
Antrieb: Zylinderdurchmesser: 190 mm 220 mm Kolbenhub: 300 mm 300 mm Leistung: ca. 40 PS (30 kW) ca. 100 PS (75 kW)
Das mit Aussenrahmen versehene Laufwerk weist zwei Achsen auf. Eine davon wird durch eine kleine Zweizylindermaschine mit Zylindern in Richtung Fahrzeugmitte angetrieben. Der Triebwagen verfügte über zwei je auf eine Achse wirkenden Handbremsen (Spindelbremse) und bis zum Umbau im Jahre 1906 vermutlich auch über eine Dampfbremse.
Bei Ablieferung hatte der Dampftriebwagen einen stehenden Dampferzeuger System Serpollet eingebaut. Dieser erwies sich im Betrieb als sehr störungsanfällig. Der Antrieb leistete ca. 40 PS (knapp 30 kW). Damit konnte der Triebwagen einen sechzigplätzigen Personenwagen mitführen. Nach dem Verkauf an die UeBB im Jahr 1906 liess diese durch die Maschinenfabrik Esslingen einen Röhrenkessel mit Überhitzer des Systems Kittel und eine Westinghouse-Druckluftbremse einbauen. Da die Leistung der Dampfmaschine für den vorgesehenen Einsatz zu klein war, wurde auch der Zylinderdurchmesser auf 220 mm vergrössert. Die Leistung konnte damit auf ca. 100 PS (ca. 75 kW) gesteigert werden.
Der kurze Radstand und lange Überhang führte zu einem unruhigen Fahrverhalten. Dadurch und weil der Gleiszustand bei der UeBB schlecht war entgleiste der Wagen während seiner Betriebszeit bei der UeBB insgesamt 8 Mal.
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Preview: |
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Typenzeichnung: |
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Usage |
Permission required: | Sammlungsleitung |
Physical Usability: | Erschwert möglich |
Accessibility: | Nicht öffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://www.sbbarchiv.ch/detail.aspx?ID=510094 |
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