RM_T_0101 Re 6/6 11666 (Dokument)

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Signatur:RM_T_0101
Signatur Archivplan:RM_T_0101
Archivalienart:Fahrzeug
Titel:Re 6/6 11666
Fahrzeugnr.(aktuell):91 85 4620 066-1 (in Betrieb)
Fahrzeugtyp:Triebfahrzeug Streckenlokomotive
Bauart:Elektrisch (Fahrleitung)
Betriebsbereitschaft:I Betriebsfähig
Typenbild:
Baujahr:1977
Betriebszeitraum:1977 - 2024
Hersteller:Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik SLM / Brown, Boveri & Cie. BBC
Fahrzeugstandort:Depot Olten
Wissenswert:Die Re 6/6 waren die leistungsfähigsten in Serie gebauten Lokomotiven der SBB und wurden zur Förderung der schweren Reise- und Güterzüge am Gotthard und Simplon beschafft.
Sie stellen in der Schweiz den krönenden Abschluss der klassischen Direktmotor-Lokomotiven mit Stufenschalter und Einphasen-Reihenschlussmotoren dar. Diese Technik kam im Jahre 1905 zum ersten Mal bei der Versuchslokomotive Nummer 2 «Marianne» der Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) auf der Strecke Seebach - Wettingen zur Anwendung. Die «Marianne» gilt als die erste brauchbare Direktmotor-Lokomotive für 15'000 Volt / 15 Hz (heute: 16 2⁄3 bzw. 16.7 Hz) und war damals eine bahnbrechende Neuheit.
Informationen zur Fahrzeugfamilie/Fahrzeugserie:Die Re 6/6 wurden als sehr leistungsstarke Lokomotiven zur Beförderung der schweren Reisezüge und - bei Bedarf als «Re 10/10» mit einer Re 4/4 II/III in Vielfachsteuerung - von schweren Güterzügen am Gotthard und Simplon sowie auf den Zufahrtsstrecken beschafft.
Die Planung Ende der 1960er-Jahre sah vor, einen 800-t-Zug mit einer Geschwindigkeit von 80 km/h auf den Bergstrecken zu befördern. Die gleiche Anhängelast sollte bei einem späteren Basistunnel mit der Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h gezogen werden können. Die Berechnungen ergaben, dass dafür eine Leistung von ca. 7'800 kW / 10'600 PS erforderlich ist.
Die Lok sollte für die höheren Kurvengeschwindigkeiten nach Zugreihe R zugelassen werden, was bei einer Fahrt von Zürich oder Luzern nach Chiasso eine Fahrzeitreduktion von 12 Minuten ergibt gegenüber den Ae 6/6, welche 650 t mit 75 km/h beförderten und damals eine betriebliche Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h hatten. Die Re 6/6 besitzen deshalb drei zweiachsige Drehgestelle. Sie wurden in drei Bestelllosen gefertigt:
- Die Prototypen mit den Nummern 11601-11604, welche bezüglich Lokomotivkasten und Sekundärfederung in drei Ausführungen geliefert wurden.
11601 + 11602: mit geteiltem Kasten, dessen Hälften vertikal gelenkig verbunden sind.
11603: mit einteiligem Kasten und sehr weicher Sekundärfederung zwischen Kasten und mittlerem Drehgestell. Bei dieser Lok wurde sowohl eine besonders weiche Stahlfederung als auch eine Luftfederung am mittleren Drehgestell getestet.
11604: mit einteiligem Kasten und Ausführung der Sekundärfederung bei allen drei Drehgestellen als Luftfederung.
- Die erste Bestellung für Serienloks umfasste die Lokomotiven mit den Nummern 11605-11649. Aufgrund der Versuche wurden sie mit einteiligem Kasten und Sekundärfederung des mittleren Drehgestells mit Stahlfedern bestellt.
- Die zweite Bestellung umfasste die Lokomotiven mit den Nummern 11650-11689.
- Auf eine ursprünglich vorgesehene dritte Bestellung über weitere 20 Lokomotiven wurde verzichtet. Anstelle dieser Re 6/6 erfolgte durch die SBB eine letzte Nachbestellung von Re 4/4 II (Nummern 11371-11397).
Der mechanische Teil der Re 6/6, d.h. der Kasten und das Fahrgestell, wurde bei der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik Winterthur (SLM) in Auftrag gegeben. Die elektrische Ausrüstung stammt von BBC. Die Endmontage erfolgte im Werk Oerlikon der Brown, Boveri & Cie. (BBC, ehemals Maschinenfabrik Oerlikon, MFO), bei den Lokomotiven Nummer 11635-11654 durch die Société Anonyme des Ateliers de Sécheron (SAAS) in Genf.
Die Lok Nummer 11613 ist das 5000. Schienenfahrzeug, das von der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik Winterthur (SLM) ausgeliefert wurde.
Die Re 6/6 wurden mit SBB-grünem Kasten abgeliefert und hatten die damals üblichen runden Stirnlampen. Die bei den Ae 6/6 begonnene Tradition, die Lok mit einem Wappen zu schmücken, wurde bei den Re 6/6 wiederbelebt.
Im Verlaufe der Jahre erhielten die Loks einen roten Kasten bzw. nach der Divisionalisierung der SBB und der Zuteilung aller Re 6/6 zu SBB Cargo teilweise den rot-blauen Cargo-Anstrich. Die unteren runden Stirnlampen wurden durch rechteckige Scheinwerfer ersetzt, UIC-Steckdosen mit Aufstiegstreppe, Haltegriff und einer kleinen Plattform angebracht sowie Klimaanlagen für den Führerstand eingebaut.
1999 erhielten die beiden Lokomotiven Nummer 11655 und 11665 (zusammen mit der Re 4/4 II 11276) ein eigenes türkis-weisses Farbkleid für die neu gebildete SBB Cargo. Den Loks wurden dabei ihre Wappen und Chrom-Anschriften entfernt. Das Farbkleid war sehr umstritten und wurde so nicht mehr weiterverfolgt.
Die Lok Nummer 11689 war ab 2001 als Werbeträgerin für den VSLF ("100 Jahre Verband Schweizer Lokomotivführer und Anwärter") unterwegs.
In 63 Loks wurde ab 2007 das Zugsicherungssystem ETCS Level 2 eingebaut.

Nach schweren Unfällen mussten die Lokomotiven Nummer 11638 im September 1990, 11673 im Juli 2016 und 11620 im Februar 2017 abgebrochen werden.
Die altershalben Ausrangierungen der Re 6/6 begannen im Februar 2021. Bereits 2018/2019 waren die 4 Prototypen veräussert worden.
Fahrzeugchronik:1978 Inbetriebsetzung der Re 6/6 11666 am 24.02.1978 (SLM Fabrik-Nr. 5108)
2000 Zuteilung zu SBB Cargo bei der Divisionalisierung der SBB am 28. Mai 2000
2024 Übergabe von SBB Cargo an SBB Historic
Veröffentlichungen:[Danuser, Reto, Streiff, Hans: Die elektrischen und Dieseltriebfahrzeuge der SBB. Band 2: Konstruktionsjahre 1952-1975. Verlag Minirex Luzern, 2011, S. 176-205. ISBN 978-3-907014-36-3]
[Eberhard, Franz: Loki Spezial "Re 6/6 - Krönender Abschluss einer Lokomotiv-Generation". Verlag Fachpresse Goldach AG. Oktober 2001. ISBN 3-85738-067-5]

Sammlungskontext

Besitzverhältnis:Eigentum
Eigentümer:SBB Historic
Betreuer:SBB Historic

Masse und Gewichte

Länge über Puffer [mm]:19310
Breite [mm]:2950
Höhe [mm]:4465
Geschwindigkeit max. vorwärts/ rückwärts [km/h]:140 / 140
Dienstgewicht [t]:120,0
Grösste Achslast [t]:20,0
Reibungsgewicht [t]:120,0
Meterlast [t/m]:6,2

Antrieb

Antriebsart:Elektrisch 15 kV; 6 Fahrmotoren; Getriebeübersetzung 1 : 2,667
Stundenleistung [kW]:am Rad: 7832 kW (10649 PS) bei 104 km/h
an der Welle: 6 x 1338 kW (6 x 1819 PS) bei 104 km/h
Dauerleistung [kW]:am Rad: 7244 kW (9849 PS) bei 109 km/h
an der Welle: 6 x 1240 kW (6 x 1686 PS) bei 109 km/h
Anfahrzugkraft [kN]:am Rad: 398 kN (40600 kg)
Stundenzugkraft [kN]:am Rad: 265 kN (27000 kg) bei 104 km/h

Ausstattung

Heizung:Elektrisch (1000 V)

Fahrwerk und Bremsen

Anzahl Achsen:6 (6 Triebachsen)
Max. Achsstand [mm]:14300
Max. innerer Achsstand [mm]:2800
Drehzapfenabstand [mm]:5700
Achsabstand im DG [mm]:2900
Laufkreisdurchmesser [mm]:1260
Radlagertyp:Rollenlager
Elektrische Bremse:Rekuperation

Technische Ausrüstung und Besonderheiten

Technische Besonderheiten:Die für schwere Züge beschafften Lokomotiven Re 6/6 wurden mit drei zweiachsigen Drehgestellen geplant, um 300m-Gleisbögen trotz 20t Achslast mit 80 km/h befahren zu können (die um 1950 projektierte Ae 6/6 mit zwei dreiachsigen Drehgestellen darf 300m-Bögen wegen der höheren Gleisbeanspruchung nur mit 75 km/h befahren). Sie kann in Anwendung vieler Konstruktionsdetails als Weiterentwicklung der bewährten Re 4/4 II/III betrachtet werden.
Die Re 6/6 haben wie die Re 4/4 II/III Drehgestelle ohne Drehzapfen. Gegenüber den Re 4/4 II/III wurde deren Radstand um 100 mm auf 2900 mm vergrössert (ausg. bei den beiden Prototypen 11601 + 11602, deren Drehgestelle noch weitgehend denjenigen der Re 4/4 II entsprechen). Sie haben gefederte Achsantriebe der Bauart BBC.
Die Fahrmotoren sind eine Weiterentwicklung der Motoren der Re 4/4 II/III mit einem 12- statt 10-poligen Kollektor, um die gesteigerten Leistungsanforderungen zu erfüllen. Die Motoren der Re 4/4 II/III und der Re 6/6 können deshalb nicht gegenseitig getauscht werden. Unter den Serien-Re 6/6 sind sie austauschbar, und die Antriebe liegen innerhalb eines Drehgestells auf der gleichen Seite. Die äusseren Drehgestelle sind identisch und gegenseitig austauschbar.
Die Re 6/6 verfügen über 34 Fahr- und 21 Bremsstufen (Re 4/4 II/III: 32/23). Bei den Fahrstufen 33 und 34 werden die Fahrmotoren mit Feldschwächung betrieben. Als Feldschwäche-Shunt werden die Bremsdrosselspulen genutzt. Die Feldschwächung bei Einphasen-Wechselstrom-Bahnmotoren wurde bei der Re 6/6 zum ersten Mal angewendet.
Die elektrische Bremse funktioniert nach dem Prinzip der «Resonanzschaltung». Dabei werden alle 6 Motoren zum Bremsen und Zurückspeisen von Strom in die Fahrleitung genutzt.

Der Drehgestellrahmen ist aus vorgeformten Stahlblechen zusammengeschweisst und mit einer Quertraverse versteift, an welche die beiden Fahrmotoren angeschraubt sind. Der Kasten stützt sich über Schraubenfedern auf einen Wiegebalken. Dieser hängt über vier schräggestellte, elastisch gelagerte Pendel am Drehgestellrahmen. Die Pendel ermöglichen Dreh-, Quer- und Längsbewegungen des Drehgestellrahmens gegenüber dem Kasten. Der Drehgestellrahmen stützt sich über Schraubenfedern auf die beiden seitlichen Tragarme der vier Achslagergehäuse ab. Flüssigkeits- und Schwingungsdämpfer vermindern Schwingungen des Kastens. Die Radsätze sind in Doppelrollenlagern mit integrierten Radsatzzentrierungen geführt und haben ein Seitenspiel von +/- 10 mm.
Die Zug- und Bremskräfte werden mittels Tiefzugstangen von den Drehgestellen auf den Kasten übertragen. Diese sind so ausgeführt, dass die Kräfte auf Höhe der Schienenoberkante übertragen werden und so ein Entlasten einer Achse des Drehgestells verhindert wird. Die drei Drehgestelle sind untereinander zusätzlich mit einer elastischen Querkupplung verbunden, welche die radiale Einstellung in den Kurven bewirkt und die Seitenkräfte zwischen Rad und Schiene vermindert.
Das Untergestell des Kastens ist mit den Seiten- und Stirnwänden zu einer selbsttragenden, verwindungssteifen Stahlblechkonstruktion verschweisst. Das Dach lässt sich über dem Maschinenraum in fünf Segmenten abheben. Der gegenüber den Re 4/4 II/III und den geteilten Prototyp-Lokomotiven 11601 und 11602 längere Kasten der einteiligen Re 6/6 musste verstärkt werden. Im Bereich des Untergestells erfolgte dies durch vergrösserte Längsträger, und die Dachpartie wird durch tiefer angeordnete Seitenfenster versteift.
Die Bremsausrüstung umfasst eine elektrische Bremse (hält bei Talfahrt am Gotthard/Simplon eine Anhängelast von 400 t bei 80 km/h in Beharrung) sowie aus einer automatischen Druckluftbremse mit Führerbremsventil FV4a und Steuerventilen LSt 1, einer Rangierbremse mit Ventil FD 1, einer automatischen, einzeln auf alle Achsen wirkenden Schleuderbremse und einer Handbremse in jedem Führerstand, welche jeweils auf die äussere Achse des betr. Drehgestells wirkt.
Die Kühlluft wird durch je fünf Düsengitter mit Feinfilter angesaugt, welche sich in den seitlichen Dachrundungen befinden.

Zulässige Anhängelasten während der Betriebszeit:
bei 0 Promille Steigung: 2'500 t
bei 6.5 Promille Steigung: 2'500 t - 1'600 t bei 140 km/h auf offener Strecke - 800 t bei 140 km/h in langem Tunnel
bei 10 Promille Steigung: 1'870 t - 1'600 t bei 111 km/h
bei 26 Promille Steigung: 800 t bei 80 km/h
Ansichtsbild:
Typenzeichnung:
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL:https://www.sbbarchiv.ch/detail.aspx?ID=754072
 
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