RM_T_0032 Ae 6/6 11411 (Dokument)

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Signatur:RM_T_0032
Signatur Archivplan:RM_T_0032
Archivalienart:Fahrzeug
Titel:Ae 6/6 11411
Zusatzbezeichnung:Kanton Zug
Fahrzeugnr.(aktuell):91 85 46-10 411-1 (in Betrieb)
Fahrzeugtyp:Triebfahrzeug Streckenlokomotive
Bauart:Elektrisch (Fahrleitung)
Betriebsbereitschaft:I Betriebsfähig
Typenbild:
Baujahr:ca. 1956
Betriebszeitraum:ca. 1956 - 2009
Hersteller:Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik SLM / Brown, Boveri & Cie. BBC / Maschinenfabrik Oerlikon MFO
Fahrzeugstandort:Depot Erstfeld
Wissenswert:Die Ae 6/6 11411 "Kanton Zug" ist eine der insgesamt 25 Ae 6/6 Kantons-Lokomotiven mit dem Wappen und dem Namen eines Kantons sowie Chrom-Zierstreifen.
Informationen zur Fahrzeugfamilie/Fahrzeugserie:Nach der Eröffnung des Gotthardtunnels im Jahr 1882 prägten viele Jahre Dampflokomotiven den Bahnbetrieb. Immer stärkere Lokomotiven wurden benötigt, um die Güterzüge über die Rampen zu ziehen. In der Schweiz endete diese Entwicklung mit der stärksten dampfbetriebenen Gotthardlok, der C 5/6 Elefant.
Mit der Elektrifizierung der Gotthardstrecke von 1920-1922 lösten leistungsstarke Elektrolokomotiven die Dampflokomotiven rasch ab. In den 1920er-Jahren leisteten unter anderen die bekannten "Krokodile" ihren Dienst am Gotthard. Die frühen Elektroloks hatten noch - wie die Dampflokomotiven - Stangenantriebe. Sehr bald aber ergänzten einfacher zu wartende Elektrolokomotiven mit Einzelradantrieb die Flotte. Bis etwa 1928 wurden elektrische Lokomotiven der SBB braun, ab dann grün lackiert. Verschiedene Lokomotiven wurden im Lauf der Zeit dann aber umlackiert.

Nach den Kriegsjahren sorgte der Wirtschaftsboom für einen starkes Verkehrsaufkommen am Gotthard und auf anderen Strecken. Nun wurden neue, leistungsstarke Maschinen benötigt, die in der Lage waren, auch schwere Lasten mit 75 km/h zu ziehen. Angestrebt wurde zudem eine hohe Wirtschaftlichkeit der Züge von Basel, Luzern oder Zürich bis Chiasso und umgekehrt.

Die SBB beauftragte Ende 1949 die Industrie mit dem Bau von zwei Prototypen einer universell einsetzbaren Lokomotive für den Schnell- und den Güterzugdienst, die besonders am Berg günstige Eigenschaften zeigten sollte. Die Fahrzeit über den Gotthard sollte mit diesen Maschinen verkürzt werden, da die bisher notwendigen Halte für den Vorspannbetrieb in der Regel wegfielen. Zudem wurden sowohl ein geringer Verbrauch an elektrischer Energie und Schmierstoffen als auch geringe Unterhalts- und Personalkosten angestrebt und auch erreicht.

1952 und 1953 wurden die Prototypen der neuen Generation moderner Gotthardlokomotiven mit den Nummern Ae 6/6 14401 (Ct Ticino) und 14402 (Kt. Uri) in Betrieb genommen und erprobt. Nach einigen konstruktiven Änderungen begann 1955 die Serienproduktion der Ae 6/6


Die Ae 6/6 11411 aus der Serie Ae 6/6 Nr. 11403 – 11520 (118 Loks):

Ab 1955 erfolgte die Auslieferung der Serie von 118 Ae 6/6-Lokomotiven. Die letzte der insgesamt 120 Ae 6/6 (davon 2 Prototypen) wurde 1966 dem Betrieb übergeben. Jede Maschine kostete Fr. 1 625 000.-

Die Ae 6/6 stellt in der Lokomotivgeschichte der Schweiz einen Meilenstein dar. In der Öffentlichkeit stiess die neue "Gotthardlokomotive" auf enormes Interesse. Die ersten 25 Loks der Serie, die sogenannten "Kantons-Lokomotiven", wurden beidseitig mit Kantonswappen sowie markanten Zierstreifen aus Chromstahl verziert. Ab der 26. Lokomotive wurde auf die teuren Zierstreifen verzichtet und die Lokomotiven erhielten Städtewappen. Die Ae 6/6 waren ursprünglich in grüner Farbe lackiert, die heute übliche rote Farbe elektrischer Drehgestell-Lokomotiven führte die SBB erst 1984 ein. Verschiedene Ae 6/6 wurden daraufhin rot umlackiert, nicht aber die Ae 6/6 11411.
Die Erfahrungen mit laufend ausgelieferten Lokomotiven erbrachten immer wieder Verbesserungen an den Maschinen. Sie wurden so zur sehr erfolgreichen Universallokomotive für alle möglichen Zugsarten.
Fahrzeugchronik:1956(1955?) Inbetriebsetzung der Ae 6/6 11411 Kanton Zug (Fabrik-Nr. 4146)
2009 Kauf der Ae 6/6 11411 durch SBB Historic von SBB Cargo AG.
Veröffentlichungen:[Danuser, Reto, Streiff, Hans: Die elektrischen und Dieseltriebfahrzeuge der SBB. Band II: Konstruktionsjahre 1952-1975. Minirex-Verlag Luzern. 1995. ISBN 9783907014363]
[Eberhard, Franz; Gonzenbach, Hansueli: Faszination Ae 6/6: die populäre Universallokomotive der SBB: das Original und seine Nachbildungen. Lokpress AG Zürich. 2008. ISBN 9783952338605]

Sammlungskontext

Besitzverhältnis:Eigentum
Eigentümer:SBB Historic
Betreuer:Verein Team Erstfeld

Masse und Gewichte

Länge über Puffer [mm]:18400
Breite [mm]:2950
Höhe [mm]:4500
Bezugslinie (Lichtraumprofil):EBV 1
Geschwindigkeit max. vorwärts/ rückwärts [km/h]:120 / 120
Dienstgewicht [t]:120,0
Grösste Achslast [t]:20,0
Reibungsgewicht [t]:120,0
Meterlast [t/m]:3,9

Antrieb

Antriebsart:Elektrisch; 6 Fahrmotoren; Getriebeübersetzung 1 : 2,56
Steuerung:Hochspannungs-Stufenschalter
Stundenleistung [kW]:am Rad: 4288 kW (5830 PS) bei v=70 km/h
an der Welle: 6 x 736 kW (6000 PS) bei v=70 km/h
Dauerleistung [kW]:am Rad: 3861 kW (5250 PS) bei v=75,5 km/h
an der Welle: 6 x 662 kW bei v=75,5 km/h
Anfahrzugkraft [kN]:am Rad: 390 kN (40000 kp)
Stundenzugkraft [kN]:am Rad: 220 kN (22500 kp) bei v=70 km/h

Fahrwerk und Bremsen

Anzahl Achsen:6 (6 Triebachsen)
Max. Achsstand [mm]:13000
Max. innerer Achsstand [mm]:4400
Drehzapfenabstand [mm]:8700
Achsabstand im DG [mm]:2150
Laufkreisdurchmesser [mm]:1260
Radlagertyp:Rollenlager
Radprofil:SBB 28-3
Automatische Druckluftbremse:Oerlikon O-GP
Direkte Bremse (Regulierbremse):Oerlikon
Elektrische Bremse:Rekuperation
Schleuderbremse:Manuell
Feststellbremse:Spindelbremse
Bremsgewicht [t] / Bremskraft [kN]:G: 78 t / P: 90 t / R: 120 t
Festellbremsgewicht [t] / Bremshaltekraft [kN]:2 x 21
Bremsverhältnis [%]:G: - / P: 75 / R: 100
Hemmschuhe [Anzahl]:4

Technische Ausrüstung und Besonderheiten

Zugheizung:Anschlüsse für Elektroheizung 1000 V vorne und hinten
Speiseleitung:Ja
Signalleitung:Vielfachsteuerleitung (Vst): Nein
UIC-Leitung: Nein
Zugbeeinflussung:ZS Integra
ETM-S21 / ZUB 121
Technische Besonderheiten:Die Ae 6/6 vermögen mit einer Fahrleistung von rund 4300 KW (5830 PS) in Einzeltraktion Anhängelasten bis 650 t auf Steigungen von 26‰, beziehungsweise das doppelte Gewicht bei 12‰, mit 75 km/h Geschwindigkeit zu befördern. Die beiden dreiachsigen Drehgestelle und der selbsttragende, verwindungsssteife Kasten wurden bei der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik Winterthur (SLM) in Auftrag gegeben. Die elektrische Ausrüstung stammt von BBC, MFO lieferte die Sicherheitsausrüstung sowie die elektrische Bremse.

Die Ae 6/6 besitzen zwei gleich gebaute, dreiachsige Drehgestellte mit gefederten Achsantrieben der Bauart BBC. Die Fahrmotoren sind gegenseitig austauschbar und so im Drehgestell angeordnet, dass die Antriebe auf der gleichen Seite liegen. Der mittlere Antriebsmotor liegt genau über der zugehörigen Achse, die zwei äusseren sind zur Drehgestellmitte leicht geneigt. Der Drehgestellrahmen ist durch zwei Quertraversen versteift und aus abgekanteten Stahlblechen und einzelnen Stahlgussstücken zusammengeschweisst. Er stützt sich über Schraubenfedern auf die beiden seitlichen Tragarme der sechs Achslagergehäuse ab. Reibungsdämpfer vermindern Schwingungen. Die Radsätze sind mit Doppelrollenlagern ausgerüstet; ausser bei den zwei Prototypen weisen die führenden Achsen ein elastisches Seitenspiel von +- 10 mm auf. Die Spurkranzprofile der mittleren Achsen sind bei allen Lokomotiven 6 mm dünner gedreht.

Zur Übertragung der Zug- und Bremskräfte auf den Kasten ist in der Mitte der beiden Quertraversen je ein Mitnehmerzapfen eingepresst. Diese greifen in kugelförmige Lager je eines Querjochs des Kastens ein. Eine federnde Querkupplung verbindet die zwei Drehgestellte miteinander und bewirkt die radiale Einstellung in den Kurven. Das Untergestellt des Kastens ist mit den Seitenwänden und dem Dach zu einer selbsttragenden, verwindungssteifen Stahlblechkonstruktion verschweisst.
Die Bremsausrüstung besteht neben der elektrischen Bremse aus einer automatischen Druckluftbremse mit Führerbremsventil FV4a und Steuerventil LSt 1, einer Rangierbremse mit Ventil FD 1, einer elektropneumatisch gesteuerten, auf alle Achsen wirkenden Schleuderbremse sowie einer Handbremse in jedem Führerstand, welche jeweils auf ein halbes Drehgestellt wirkt.

Die hohe Motorstromstärke mit maximal 6 x 3000 A bedingt eine hochspannungsseitige Regulierung des Fahrstromes. Der Stufenschalter ist am Transformator angebaut. Durch die grosse Anzahl Stufen (27) ist ein weitgehend ruckfreies Anfahren und die günstigste Ausnutzung der Zugkraft bis nahe an die Adhäsionsgrenze möglich. Die Hilfsbetriebe sowie die Schutz- und Steuereinrichtungen entsprechen weitgehend den bewährten Ausführungen früherer Lokomotivtypen.
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Typenzeichnung:
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Sammlungsleitung
Physische Benützbarkeit:Erschwert möglich
Zugänglichkeit:Nicht öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL:https://www.sbbarchiv.ch/detail.aspx?ID=510569
 
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