RM_T_0030 Ae 6/6 11402 (Dokument)

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Signatur:RM_T_0030
Signatur Archivplan:RM_T_0030
Archivalienart:Fahrzeug
Titel:Ae 6/6 11402
Zusatzbezeichnung:Kanton Uri
Fahrzeugnr.(aktuell):91 85 46-10 402-0 (in Betrieb)
Fahrzeugtyp:Triebfahrzeug Streckenlokomotive
Bauart:Elektrisch (Fahrleitung)
Betriebsbereitschaft:I Betriebsfähig
Typenbild:
Baujahr:1952
Betriebszeitraum:1952 - 2003
Hersteller:Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik SLM / Brown, Boveri & Cie. BBC / Maschinenfabrik Oerlikon MFO
Fahrzeugstandort:Depot Erstfeld
Wissenswert:Die Ae 6/6 11402 Kt. Uri ist der zweite von zwei baugleichen Prototypen der Ae 6/6-Serie. Obschon die Prototypen technisch noch nicht ausgereift waren (schlechte Laufeigenschaften, zu hohes Gewicht), konnte dieses Exemplar der Verschrottung entgehen. Sie gehört zu den ersten 25 Ae 6/6, die als sog. "Kantonsloks" mit Chrom-Zierstreifen und einem Kantonswappen geschmückt waren.
Informationen zur Fahrzeugfamilie/Fahrzeugserie:Nach der Eröffnung des Gotthardtunnels im Jahr 1882 prägten viele Jahre Dampflokomotiven den Bahnbetrieb. Immer stärkere Lokomotiven wurden nötig, um die Güterzüge über die Rampen zu ziehen. In der Schweiz endete diese Entwicklung mit der stärksten dampfbetriebenen Gotthardlok, der C 5/6 "Elefant".
Mit der Elektrifizierung der Gotthardstrecke von 1920-1922 lösten leistungsstarke Elektroloks die Dampfloks rasch ab. In den 1920er-Jahren leisteten unter anderen die bekannten "Krokodile" ihren Dienst am Gotthard. Die frühen Elektroloks wurden noch - wie die Dampfloks - mit Stanganantrieben ausgerüstet. Sehr bald schon ergänzten einfacher zu wartende Elektroloks mit Einzelradantrieb die Flotte. Bis etwa 1928 wurden die Elektroloks der SBB braun, ab dann grün lackiert. Verschiedene Lokomotiven wurden im Lauf der Zeit dann aber umlackiert.

Nach den Kriegsjahren sorgte der der Wirtschaftsboom für einen stark ansteigenen Verkehr am Gotthard und anderen Strecken. Nun wurden leistungsstarke Maschinen benötigt, die in der Lage waren, schwere Lasten mit 75 km/h zu ziehen. Angestrebt wurde zudem eine hohe Wirtschaftlichkeit der Züge von Basel, Luzern oder Zürich bis Chiasso und umgekehrt.


Die Ae 6/6 11402 aus der Prototypserie Ae 6/6 Nr. 11401 – 11402 (2 Loks):

Die SBB beauftragte Ende 1949 die Industrie mit dem Bau von zwei Prototypen einer universell einsetzbaren Lokomotive für den Schnell- und den Güterzugdienst, die besonders am Berg günstige Eigenschaften zeigten sollte. Die Fahrzeit über den Gotthard sollte mit diesen Maschinen verkürzt werden, da die bisher notwendigen Halte für den Vorspannbetrieb in der Regel wegfielen. Zudem wurden sowohl ein geringer Verbrauch an elektrischer Energie und Schmierstoffen als auch geringe Unterhalts- und Personalkosten angestrebt und auch erreicht.

1952 und 1953 wurden die Prototypen der neuen Generation moderner Gotthardlokomotiven mit den Nummern Ae 6/6 14401 (Cantone Ticino) und 14402 (Kanton Uri) in Betrieb genommen. Die Prototypen wiesen einige technische Mängel auf, worauf für die Serienfertigung verschiedene konstruktive Änderungen vorgenommen wurden. 1955 begann die Auslieferung der Serie von 118 Ae 6/6-Lokomotiven, die letzte der insgesamt 120 Ae 6/6 wurde 1966 dem Betrieb übergeben. Jede Maschine kostete Fr. 1 625 000.-

Die Ae 6/6 stellte in der Lokomotivgeschichte der Schweiz einen Meilenstein dar. In der Öffentlichkeit stiess die neue "Gotthardlokomotive" auf enormes Interesse. Die ersten 25 Loks der Serie, die sogenannten "Kantons-Lokomotiven", wurden beidseitig mit Kantonswappen sowie markanten Zierstreifen aus Chromstahl verziert. Ab der 26. Lokomotive wurde auf die teuren Zierstreifen verzichtet und die Lokomotiven erhielten Städtewappen. Die Ae 6/6 waren ursprünglich in grüner Farbe lackiert, die heute übliche rote Farbe elektrischer Drehgestell-Lokomotiven wurde erst 1984 eingeführt. Verschiedene Ae 6/6 wurden daraufhin auf rot umlackiert, so auch die Ae 6/6 11402, die später aber wieder ihre ursprüngliche grüne Farbe erhielt.
Fahrzeugchronik:1953 Inbetriebsetzung dieser zweiten Prototyplok Ae 6/6 11402 "Kanton Uri" (Fabrik-Nr. 4051)
2003 Ausrangierung, Abstellung im Depot Biel, Verwendung teilweise als Materialspender
2006 Übernahme der Ae 6/6 11402 von SBB Cargo durch SBB Historic wegen ihrer historischen Bedeutung, des Namens Uri als einem der beiden Gotthardkantone und dem Sitz der Stiftung in Erstfeld UR
2006 Wiedererreichen der Lauffähigkeit im Depot Biel und Überführung nach Erstfeld. Historische Aufarbeitung
2006 - 2007 Instandstellungsarbeiten (P5) unter der Leitung von SBB Cargo mit Unterstützung durch das IW Bellinzona. Tausch der sicherheitsrelevanten Teile wie Hauptschalter, Stromabnehmerusw.
2007 - Weitere Aufarbeitung (Arbeiten am Dach, Aufarbeitung der Führerstände, Aussenanstrich usw.) und Betreuung der Lok durch den Verein SBB Historic Team Erstfeld
2007 Einsatz der Lok im Rahmen des Gotthardjubiläums (125 Jahre Gotthardtunnel)
Veröffentlichungen:[Danuser, Reto, Streiff, Hans: Die elektrischen und Dieseltriebfahrzeuge der SBB. Band II: Konstruktionsjahre 1952-1975. Minirex-Verlag Luzern. 1995. ISBN 9783907014363]
[Eberhard, Franz; Gonzenbach, Hansueli: Faszination Ae 6/6: die populäre Universallokomotive der SBB: das Original und seine Nachbildungen. Lokpress AG Zürich. 2008. ISBN 9783952338605]

Sammlungskontext

Besitzverhältnis:Eigentum
Eigentümer:SBB Historic
Leihnehmer:Verein Team Erstfeld
Betreuer:Verein Team Erstfeld

Masse und Gewichte

Länge über Puffer [mm]:18400
Breite [mm]:2950
Höhe [mm]:4500
Bezugslinie (Lichtraumprofil):EBV 1
Geschwindigkeit max. vorwärts/ rückwärts [km/h]:120 / 120
Dienstgewicht [t]:124,0
Grösste Achslast [t]:20,7
Reibungsgewicht [t]:124,0
Meterlast [t/m]:3,9

Antrieb

Antriebsart:Elektrisch; 6 Fahrmotoren; Getriebeübersetzung 1 : 1,216
Steuerung:Hochspannungs-Stufenschalter
Stundenleistung [kW]:am Rad: 4288 kW (5830 PS) bei v=74 km/h
an der Welle: 6 x 736 kW (6000 PS) bei v=74 km/h
Dauerleistung [kW]:am Rad: 3861 kW (5250 PS) bei v=78,5 km/h
an der Welle: 6 x 662 kW bei v=78,5 km/h
Anfahrzugkraft [kN]:am Rad: 323 kN (33000 kp)
Stundenzugkraft [kN]:am Rad: 208 kN (21250 kp) bei v=74 km/h

Fahrwerk und Bremsen

Anzahl Achsen:6 (6 Triebachsen)
Max. Achsstand [mm]:13000
Max. innerer Achsstand [mm]:4400
Drehzapfenabstand [mm]:8700
Achsabstand im DG [mm]:2150
Laufkreisdurchmesser [mm]:1260
Radlagertyp:Rollenlager
Radprofil:SBB 28-3
Automatische Druckluftbremse:Westinghouse W-P
Direkte Bremse (Regulierbremse):Oerlikon
Elektrische Bremse:Rekuperation
Schleuderbremse:Manuell
Feststellbremse:Spindelbremse
Bremsgewicht [t] / Bremskraft [kN]:G: 78 t / P: 90 t / R: 120 t
Festellbremsgewicht [t] / Bremshaltekraft [kN]:2 x 21
Bremsverhältnis [%]:G: - / P: 72 / R: 96
Hemmschuhe [Anzahl]:4

Technische Ausrüstung und Besonderheiten

Zugheizung:Anschlüsse für Elektroheizung 1000 V vorne und hinten
Speiseleitung:Ja
Signalleitung:Vielfachsteuerleitung (Vst): Nein
UIC-Leitung: Nein
Zugbeeinflussung:ZS Integra
ETM-S21 / ZUB 121
Puffer-Bauart:Hülsenpuffer
Technische Besonderheiten:Die Ae 6/6 vermögen mit einer Fahrleistung von rund 4300 KW (5830 PS) in Einzeltraktion Anhängelasten bis 650 t auf Steigungen von 26‰, beziehungsweise das doppelte Gewicht bei 12‰, mit 75 km/h Geschwindigkeit zu befördern. Die beiden dreiachsigen Drehgestelle und der selbsttragende, verwindungsssteife Kasten wurden bei der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik Winterthur (SLM) in Auftrag gegeben. Die elektrische Ausrüstung stammt von BBC, MFO lieferte die Sicherheitsausrüstung sowie die elektrische Bremse.

Die Ae 6/6 besitzen zwei gleich gebaute dreiachsige Drehgestellte mit gefederten Achsantrieben der Bauart BBC. Die Fahrmotoren sind gegenseitig austauschbar und so im Drehgestell angeordnet, dass die Antriebe auf der gleichen Seite liegen. Der mittlere Antriebsmotor liegt genau über der zugehörigen Achse, die zwei äusseren sind zur Drehgestellmitte leicht geneigt. Der Drehgestellrahmen ist durch zwei Quertraversen versteift und aus abgekanteten Stahlblechen und einzelnen Stahlgussstücken zusammengeschweisst. Er stützt sich über Schraubenfedern auf die beiden seitlichen Tragarme der sechs Achslagergehäuse ab. Reibungsdämpfer vermindern Schwingungen. Die Radsätze sind mit Doppelrollenlagern ausgerüstet; ausser bei den zwei Prototypen weisen die führenden Achsen ein elastisches Seitenspiel von +- 10 mm auf. Die Spurkranzprofile der mittleren Achsen sind bei allen Lokomotiven 6 mm dünner gedreht.

Zur Übertragung der Zug- und Bremskräfte auf den Kasten ist in der Mitte der beiden Quertraversen je ein Mitnehmerzapfen eingepresst. Diese greifen in kugelförmige Lager je eines Querjochs des Kastens ein. Eine federnde Querkupplung verbindet die zwei Drehgestellte miteinander und bewirkt die radiale Einstellung in den Kurven. Das Untergestellt des Kastens ist mit den Seitenwänden und dem Dach zu einer selbsttragenden, verwundungssteifen Stahlblechkonstruktion verschweisst.
Die Bremsausrüstung besteht neben der elektrischen Bremse aus einer automatischen Druckluftbremse mit Führerbremsventil FV4a und Steuerventil LSt 1, einer Rangierbremse mit Ventil FD 1, einer elektropneumatisch gesteuerten, auf alle Achsen wirkenden Schleuderbremse sowie einer Handbremse in jedem Führerstand, welche jeweils auf ein halbes Drehgestellt wirkt.

Die hohe Motorstromstärke mit maximal 6 x 3000 Ampère bedingt eine hochspannungsseitige Regulierung des Fahrstromes. Der Stufenschalter ist am Transformator angebaut. Durch die grosse Anzahl Stufen (27) ist ein weitgehend ruckfreies Anfahren und die günstigste Ausnutzung der Zugkraft bis nahe an die Adhäsionsgrenze möglich. Die Hilfsbetriebe sowie die Schutz- und Steuereinrichtungen entsprechen weitgehend den bewährten Ausführungen früherer Lokomotivtypen. Die Erfahrungen mit den Prototypen und mit den laufend ausgelieferten Lokomotiven der Grossserie erbrachten immer wieder Verbesserungen an den Maschinen; sie wurden so zur sehr erfolgreichen und gefälligen Universallokomotive für jede nur mögliche Zugsart.
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Typenzeichnung:
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Sammlungsleitung
Physische Benützbarkeit:Erschwert möglich
Zugänglichkeit:Nicht öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL:https://www.sbbarchiv.ch/detail.aspx?ID=510533
 
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